Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 180.jpg

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man die Ostereier bunt bemalte, dachte man bei der rothen Farbe vielleicht an das Blut Christi, bei den vielen andern Farben wohl aber nur an den neuen Frühlingsschmuck der Erde, die Blumen. Vgl. über die Ostereier Schmeller, bayr. Wörterbuch II. 244. Büsching, wöchentl. Nachrichten I. 244. Curiositäten V. 359. Tobler, Appenzeller Sprachschatz 109. Das Eierlesen, der Eiertanz sind Volkslustbarkeiten, die durch das Osterei veranlasst wurden.

Der Osterfladen ist ein grosser runder Kuchen, den man zu Ostern bäckt und vormals auf die Berge trug, um ihn beim Sonnenaufgang zu verzehren. Wahrscheinlich ein Sinnbild der von Ostern an wieder fruchtbaren und Nahrung bringenden Erde.

Der Osterball, mit dem Kinder und Jungfrauen zu Ostern spielen, dürfte auch einer heidnischen Frühlingsfeier entnommen seyn und sich vielleicht auf den Sonnenball am Himmel zurückführen lassen, der jetzt seinen höheren Rundlauf beginnt. Vgl. Haltaus, Jahrzeitbuch S. 238. Büsching, wöchentl. Nachrichten I. 71. Kuhn, norddeutsche Sagen S. 372.

Da Ostern der Auferstehungsmorgen des Herrn ist, so versteht es sich von selbst, dass drei Tage vorher der Charfreitag und fünfzig Tage nachher Pfingsten ist. Der gesammte Oster- und Pfingstcyclus, beginnend mit der Fastenzeit, schliesst sich an die heilige Geschichte an. Dagegen scheint auf den grünen Donnerstag mancherlei Gebrauch und Aberglauben aus einem älteren heidnischen Frühlingsfest gefallen zu seyn, bezüglich auf die ersten Gewitter, die ersten Kräuter, die ersten Eier etc., was hier, als nicht zur specifisch christlichen Symbolik gehörig, übergangen werden muss.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)