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kriegerischen Erzengels, der den Drachen überwindet, der den Abgrund verschliesst und das Paradies bewacht. Vgl. Durandi, rationale VII. 12.

Und doch ist derselbe Apostelfürst auch wieder Träger des specifisch Menschlichen. Denn wie er trutziger als andere Apostel ist, so auch wieder verzagter nach dem Spruch: „Des Menschen Herz ist ein trutzig und verzagtes Ding.“ Nur in ihm, der da sündigt und bereut, der da schwach ist und kleingläubig und doch wieder stärker als Andere und treu bis zum Tode, stellte die menschheitliche oder volksthümliche Seite der Kirche sich dar, die, von unten her, den Geist von oben empfängt. Darum ist er nicht trotz seiner Schwächen, sondern kraft derselben Fürst der sichtbaren Kirche auf Erden. Nicht das Hirn im Kopfe, sondern das Herz in der Brust ist ausersehen zum Grundstein des Tempels. Weil Petrus schwach genug war, sagt Durandus VII. 8. sehr schön, Gott dreimal zu verläugnen, war er auch stark genug, die Herrschaft seiner Kirche über drei Welttheile zu erstrecken, was durch die ihm gewidmeten drei Jahresfeste bezeichnet wird.

Petra heisst auf griechisch der Fels. Darum sprach Christus: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und will dir des Himmelreichs Schlüssel geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden seyn, und Alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los seyn.“ Matth. 16, 18. So hoher Ehren erklärte der Herr den für würdig, der sich kleingläubig erwies, als er zu ihm über das Meer schreiten sollte, der sich gegen Malchus im Zorn übereilte, der den Herrn dreimal verläugnete, der einschlief, als er für den Herrn wachen sollte, der lange von einem irdischen Reich des Herrn träumte und lange nicht begreifen konnte, es sey nicht von dieser Welt, der endlich auch nach dem Tode des Heilandes noch im Widerspruch mit Paulus die starren Satzungen des Judenthums festhalten wollte. Alle diese Fehler und Menschlichkeiten hielten den Herrn nicht ab, gerade Petro das Amt

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_212.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2023)