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Geist durchdringen liessen, und in solche, die in Kraft ihrer heidnischen Bildung das Christenthum, wenn sie es auch aufnahmen, eigenmächtig umzubilden und mehr oder weniger zu paganisiren trachteten. War nun Paulus vorzugsweise der Apostel jener erstgenannten bessern Heidenchristen, so trat dagegen Simon Magus als Vertreter der zuletzt Genannten auf, und dürfte daher auch, wie geschehen ist, wenn er auch nicht in unmittelbarem Zusammenhange mit den späteren Gnostikern steht, doch als Vater der Gnosis aufgefasst werden, als derjenigen Tendenz im Christenthum, die notorisch zum Heidenthum reagirte. Gegen diese Tendenz aber waren begreiflicherweise die Judenchristen zunächst berufen, zu protestiren. Sollte nicht die christliche Lehre in gnostischen Mythus, die christliche Praxis in theatralische Magie aufgelöst werden, so musste daran erinnert werden, dass beide in Moses und den Propheten wurzeln. Deshalb ist es nach der Apostelgeschichte gerade Petrus, der den Zauberer Simon bekämpft und überwindet.

Petrus steht auf Kirchenbildern immer links, Paulus rechts. Petrus zeigt eine kürzere, gedrungenere Gestalt, Paulus eine längere, idealere. Jener hat krauses Haar (krauses Haar, krauser Sinn), seit dem Ende des Mittelalters wurde er ältlicher und mit einer Glatze gemalt. Paulus hat schlichtes Haar und einen längeren Bart. Petrus verräth in seinen Mienen verschlossenen Zorn, Paulus ist sanfter. Jener trägt seine ganze Menschlichkeit zur Schau, dieser erhebt sich höher. Petrus ist auch als Apostel noch immer ein Fischer, Paulus hat etwas von einem Redner und Gelehrten. Vgl. den petrinischen Typus nach Nicephorus Calixtus, wie er den Kirchenbildern zu Grunde gelegt wurde, bei Didron, man. p. 300: Petrus non crassa corporis statura fuit, sed mediocri; capilli crispi et densi, oculi quasi sanguine respersi et nigri, supercilia sublata. Nasus non in acumen desinens, sed pressus imusque magis.

Den kahlen Kopf, den Petrus übrigens erst in späteren Bildern, nicht in den ältesten, erhalten hat, suchte man symbolisch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_214.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2023)