Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 216.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Heiland entgegen, sinkt aber unter, weil er zweifelt, und die Hand des Herrn nur kann ihn retten. Darunter ist wieder die Unzulänglichkeit des Menschen verstanden, dem Gott allein die Stärke verleiht. Sofern aber das Schiff die Kirche bedeutet, wird hier das Verhältniss des Herrn zur sichtbaren Kirche und ihren Lenkern sehr deutlich bezeichnet. — 3) Die Befreiung des gefangenen Petrus durch einen lichten Engel aus Kerkernacht und Ketten. Vorbild der Befreiung der Kirche aus dem Heidenthum, und jedes frommen Christen aus der Qual des Lebens. Raphael malte diese Scene in den Stanzen im Vatican an die Wand unterhalb eines Fensters, also im ungünstigsten Schatten, aber mit solcher Meisterschaft, dass der Lichteffect der Engelserscheinung seine volle Wirkung behält. — 4) Die Fusswaschung. Petrus allein will sich vom Herrn nicht die Füsse waschen lassen, missverstehend die Liebe als zu weit getriebene Selbsterniedrigung. Damit wird aller menschliche Hochmuth auf’s Tiefste beschämt und sonderlich der Stolz des Priesterthums zur wahren Demuth hingewiesen. — 5) Die verkehrte Kreuzigung Petri. Nach alter Tradition bat Petrus, als er gekreuzigt werden sollte, man möge ihn kopfunter kreuzigen, weil er sich für unwürdig hielt, aufrecht wie der Heiland selbst zu sterben. Diese letzte Demuth im Sterben bewies, wie tief ihn jede Anwandlung von Stolz reute, dem er sich hingegeben.

In der Peterskirche zu Rom, der nach ihm benannten grossen Mutterkirche des Abendlandes, befindet sich als Reliquie sein Stuhl (von antiker Arbeit) in einem Ueberzug von vergoldeter Bronze. Daher heisst der päpstliche Thron der Stuhl Petri. Petri Stuhlfeier am 18. Februar bezieht sich dagegen auf den Bischofssitz des Apostels zu Antiochia. — Auch die Ketten, mit denen Petrus im Kerker gefesselt war, sind in Rom (in der Kirche S. Pietro in vincoli) aufbewahrt und ist ihnen am 1. August ein Fest gewidmet, Petri Kettenfeier. Beschreibung von Rom III. 2. 235. Sein Hauptfest ist aber seine und Pauli Todesfeier, 29. Juni. An diesem Tage wird

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_216.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2023)