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Bildungsgrades die himmlische Offenbarung früher erkennen, als die stolzen Pharisäer, deren Herz sich gegen die Leiden des Nebenmenschen, wie gegen das Heil von oben verstockt. Man pflegt daher zu sagen, die Pharisäer haben das Gesetz ohne die Liebe, den Buchstaben ohne den Geist; sie halten die vorgeschriebenen Ceremonien ein, aber nicht die höhere sittliche Pflicht.

Wenn man in neuerer Zeit gern die Pharisäer als heuchlerische Pfaffen und Scheinheilige hat charakterisiren wollen, so entspricht das nicht ihrem ursprünglichen Begriff in der heiligen Schrift; denn in dieser vertreten sie vielmehr die Classe im alten Jerusalem, die wir heutzutage die Bureaukratie, die Juristen und die Schulmänner nennen würden.


St. Philippus,

der Apostel, dessen Attribut auf Kirchenbildern der lange Kreuzstab ist, um ihn als wandernden Bekehrer zu bezeichnen. Am häufigsten aber malte man ihn in der Handlung begriffen, die Apostelgeschichte 8, 38. aufgezeichnet ist, indem er nämlich den schwarzen Kämmerling tauft. Die Quelle, an der es geschah, wird noch im Morgenlande gezeigt. Pococke II. 68. An derselben Stelle sollen Weintrauben ohne Kern gewachsen seyn, mit Beziehung auf den Eunuchenstand des getauften Mohren. Nieremberg, hist. nat. 473. Weil der Tag des Apostels der 1. Mai ist, hat die gelehrte Paganomanie, die alles Christliche auf heidnischen Mythus zurückführen möchte, in dem Mohren das schwarze Erdreich und in dem Täufer den Frühlingsregen wiedererkennen wollen.


Phönix,

Sinnbild des auferstandenen Heilands. Schon die heidnischen Griechen und Römer hegten eine grosse Verehrung gegen den fabelhaften Vogel Phönix, verglichen ihn aber mit der sich ewig neugebärenden Zeit, sofern sie glaubten, der Vogel

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_227.jpg&oldid=- (Version vom 16.3.2023)