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loquenti nunquam lingua defuit. Der heilige Aigulf, Abt zu Lyron, wurde, nachdem sein Kloster von Mummolus ausgeplündert worden, gefangen mit den übrigen Mönchen auf ein Schiff gebracht, und fuhr noch fort, zu predigen, obgleich man ihm die Zunge ausgeschnitten hatte. Surius zum 3. September. — St. Raymundus nonnatus, der Ungeborne, weil er aus Mutterleib geschnitten war, predigte zu Algier den Christensklaven und suchte auch die Muselmänner zu bekehren. Da legte ihm der Dey spöttisch ein Schloss vor den Mund, aber Raymund predigte dennoch fort und wurde bald darauf ausgelöst. 31. August. Besungen von Böneke. St. Leodegar, Bischof von Autun, wurde von dem fränkischen Majordom Ebroin verfolgt, der ihm die Zunge ausschneiden und die Augen mit einem Bohrer ausziehen liess. Gleichwohl predigte Leodegar auch ohne Zunge noch fort. 2. October.

Beda von Rovigo, ein italienischer Heiliger des 9ten Jahrhunderts, predigte zuweilen allein, aber statt der Menschen kamen die Engel, ihm zuzuhören. Die Kirche verehrt ihn am 10. April. In Kosegartens Legenden kommt unter dem Namen „das Amen der Steine“ ein Gedicht vor, in welchem der blinde Beda von einem ruchlosen Knaben angeblich an einen Ort geführt wird, wo viele Menschen auf ihn warten sollen, wo aber wirklich nur eine menschenleere Steinwüste ist. Da predigt der Heilige und die Steine rufen von allen Seiten Amen, auf dass erfüllt werde, was geschrieben steht: „Wenn die Menschen schweigen, werden die Steine reden.“

St. David, Erzbischof von Meneve in Wallis, aus altwallisischem Königsgeschlecht entsprossen, wurde ein grosser Prediger. Als seine Mutter mit ihm schwanger ging und einmal in eine Kirche trat, verstummte der Prediger, zum Zeichen, dass der Sohn, den sie gebären würde, alle Redner der Welt übertreffen sollte. Seine Beredsamkeit war nachher auch wirklich so gross, dass die Erde unter seinen Füssen sich hob und einen Hügel unter ihm bildete. Er starb 544. 1. März, — St. Vitus ist auf Kirchenbildern daran kenntlich, dass er, an der Folterleiter hängend, dennoch den Schmerz

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_240.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)