Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 242.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

In der Priesterkleidung ist ebenfalls Alles mehr oder weniger symbolisch. Das priesterliche Urkleid ist offenbar die alba (das weisse Priesterhemd) mit langen und weiten Aermeln. Es erhebt den Priester über die bunte Gemeinde zu einem höheren Wesen gleich den Engeln und Seligen, die weisse Kleider tragen zum Zeichen ihrer Reinheit, als Kinder des Lichts. Schon in den ältesten Katakombenbildern finden wir dieses priesterliche Hemde. Das zweite Hauptkleid des Priesters ist sodann die stola (orarium), die sich über der Brust kreuzt und hinten über die Schulter fällt, bedeutend die Last des Kreuzes und das Joch des Herrn. Wenn die Alba den Priester als dem Lichtreich oben näher stehend bezeichnet, so verweist ihn die Stola dagegen auf seine schwere Pflicht auf Erden und mahnt ihn, das Kreuz zu tragen, wie Christus. Das dritte Hauptstück der Kleidung ist das cingulum, der Gürtel, das Sinnbild der Zucht, Keuschheit, Sittenstrenge und Ascese, so wie der heiligen Kraft im Widerstand gegen alle böse Verlockung. – Die übrigen Kleidungsstücke sind: amictus oder humerale, Umschlagetuch um die Schultern, Halskragen oder Kapuze; planeta, penula, casulum, pallium, der Mantel; das schwere Messgewand, bedeckt mit Stickereien, zuweilen mit Gold und Juwelen; manipulus oder sudarium, ein am linken Arm getragenes Tuch zum Abtrocknen; endlich die dalmatica, ein ärmelloses Hemde, das ursprünglich die Diaconen trugen, nachher aber kurze und weite Aermel erhielt und über der Alba getragen wird. — Dazu kommt noch die Tonsur, die an den Dornenkranz des Heilandes erinnern soll, und die Calotte, das Mützchen zu ihrer Bedeckung. Vgl. Binterim, Denkw. I. 200 f. Kreuser, Kirchenbau II. 147 f. Der lange, schwarze, zugeknöpfte Talar, die gewöhnliche Tracht der Priester im Privatleben, ist, wie auch das Barett oder der breite Hut, eine Auszeichnung des Standes ohne tiefere symbolische Bedeutung.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_242.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)