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Die Propheten sind häufig von Malern in einer Reihe zusammengestellt worden, nicht selten gegenüber den Aposteln, als Vertreter des alten Testaments gegenüber dem neuen, wobei wieder insbesondere die vier grossen Propheten den vier Evangelisten gegenüberstehen. Häufig sind den Propheten symmetrisch nebengeordnet die Sibyllen. Die Sibyllen sind sämmtlich Frauen und Heidinnen, welche Christum verkündigen, während die Propheten, die dasselbe thun, sämmtlich Männer und Juden sind. Die berühmteste Zusammenstellung der Propheten und Sibyllen ist die von Michel Angelo in der sixtinischen Kapelle. Beide sind im grossartigsten Style, statuarisch, voll Kraft und Leben aufgefasst in übermenschlicher Hoheit.

Wo sich Propheten und Apostel gegenüberstehen, unterscheiden sie sich nach byzantinischer Regel dadurch, dass die Propheten stets (wie die Juden in ihren Synagogen) mit bedecktem, die Apostel stets (wie die Christen in ihren Kirchen) mit unbedecktem Haupt erscheinen. Kugler, Kunstgesch. S. 385. Die grossen und kleinen Propheten haben insgemein Schriftrollen in der Hand, wegen der Bücher, die sie hinterlassen haben, die Apostel dagegen häufig gebundene Bücher. In der griechischen Kirchenmalerei kommen den Propheten Heiligenscheine zu, in der abendländischen nicht. Didron, man. p. 309. Die Propheten tragen Schuhe, die Apostel Sandalen. Kreuser, Kirchenbau II. 85.

Unter den grossen Propheten hat Jesaias die Säge, Jeremias die Ruthe, Ezechiel ein Thor mit Thürmen, Daniel die babylonische Mütze und zwei Löwen zum Attribut. Unter den kleinen: Abdias wegen 1. Könige 18, 4. Wasserkrug und Brodt, Amos Hirtenstab und Schaf (Amos 1, 1.), Jonas den Wallfisch, Malachias einen Engel (Mal. 3, 1.), Zacharias den Tempelbau, Joel einen Löwen, Nahum Bergspitzen, über die er schreitet (Nah. 2, 1.). Die übrigen werden nur durch die Form des Bartes und durch die Inschriften unterschieden, Stellen aus ihren Büchern enthaltend, die sich auf den Messias und die Geburt durch die Jungfrau beziehen. Das sind

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_246.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)