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Rose von Jericho,

anastatica, eine ästige Staude mit kleinen weissen Blümchen, die in den Winkeln der Zweige wachsen, also einer Rose ganz unähnlich. Aber wenn sie welk ist, zieht sie sich in eine Kugel zusammen und bildet eine Art von Rose. Man glaubt von ihr, sie liege den Winter über unter dem Wasser und hebe sich im Frühling wieder heraus; ferner: sie könne Jahrhunderte lang dürr daliegen, und lebe, wenn man sie in’s Wasser lege, in voller Frische wieder auf. Deshalb heisst sie die Auferstehungsblume und ist dem Heiland geweiht. Nach der Legende war sie vor Christi Geburt noch nicht vorhanden und sprosste zuerst in der Wüste unter den Tritten der heiligen Jungfrau auf, als sie mit dem göttlichen Kinde nach Aegypten floh. Ihm zu Ehren soll sie seitdem auch in der heiligen Christnacht, wenn sie auch noch so alt und welk ist, wieder blühen. Pilger, die zum heiligen Grabe in Jerusalem wallfahrten, bringen sie von dort als heiliges Andenken mit zurück. Auch mir hat sie ein Pilger gebracht. Vgl. Prätorius, Saturnalia p. 82. Ausland 1841, Nr. 336. Schubert, Reisen II. 158.


Rosenkranz.

Man verglich die Gebete aus unschuldsvollem oder reuigem Munde mit aufblühenden Rosen. Daher eine Folge von Gebeten einem Rosenkranze. Nach der Legende wurde ein edler und frommer Jüngling im Walde von Räubern ermordet, seine letzten Gebete aber pflückte ihm ein Engel als zwölf weisse und drei rothe Rosen vom Munde und wand daraus einen Kranz, der in kirchlichen Rosenkränzen von Gebetperlen nachgeahmt wurde. Dies der Ursprung des berühmten Rosenkranzes. Binterim, Denkw. VII. 1. 104. Alonso de Tobar malte in Madrid eine Allegorie des Rosenkranzes, die Gnadenmutter als Hirtin, wie sie ihre Schafe mit Rosen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_286.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)