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füttert. Kugler, Gesch. der Malerei II. 269. Albrecht Dürer gab der Gnadenmutter selbst auf das Haupt einen Rosenkranz, in einem Stich. Heller, A. Dürer II. 2. 411. Die auf ihre Lieblinge Rosen herabstreuende Madonna kommt öfter vor. Domenichino malte sie in Bologna, Rosen auf die Martyrer streuend. Hier beziehen sich die Rosen ohne Zweifel nicht auf Gebete, sondern auf die Wunder und das Blut der Martyrer. Indess ist die Rose auch hier ein Sinnbild des Verdienstes, welches aus den guten Werken erblüht, sey es der Wunden, sey es der Gebete. Auf einem Bilde von Carlo Maratti theilt die Madonna Rosenkränze unter Nonnen aus. In Karl Försters Gedichten I. 349. findet sich eine schöne Legende vom Bruder Cölestin, welcher der Gottesmutter täglich, so lange die Rosen blühten, einen Rosenkranz flocht, und als sie verblüht waren, täglich einen Rosenkranz betete, wofür sie ihm einmal erschien und ihm einen unverwelklichen Rosenkranz auf’s Haupt setzte.

Der aus Gebetperlen zusammengereihte Rosenkranz hat die praktische Bestimmung, dem Theil des Volkes, welches nicht lesen kann, als eine Art Handbuch beim Beten zu dienen. Vgl. Binterim a. a. O. 100. Der kleine Rosenkranz heisst die Krone und enthält 33 kleine Perlen, nach den Lebensjahren des Heilands, nebst fünf grössern Perlen, nach den fünf Wunden des Heilands. Jede kleine Perle bedeutet ein Ave Maria, welches man beten soll, jede grössere ein Paternoster. Der mittlere Rosenkranz zählt 63 kleine Perlen, nach den Lebensjahren der Maria, und sieben grosse, nach ihren sieben Freuden und Schmerzen. Der grosse Rosenkranz zählt 150 kleine und 15 grosse Perlen, so dass auf je zehn Ave ein Paternoster folgt. Er wird der Psalter genannt, mit Bezug auf die 150 Psalmen, gewöhnlich aber der Marienpsalter, weil er hauptsächlich aus Ave’s besteht und der Maria geweiht ist. Denn nach dem heiligen Dominicus, in dessen Orden der Rosenkranz die erste grosse Verbreitung fand, flocht der Engel Gabriel aus 150 himmlischen Rosen drei Kränze für die heilige Jungfrau, einen weissen der

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_287.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)