Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 320.jpg

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Scheuer,

Attribut des heiligen Ansovinus und der h. Brigitta, weil dieselben leere Scheuern durch ihr Gebet mit Korn anfüllten.


Schiff,

altes Sinnbild der Kirche. Die Kirche selber stellt ein Schiff, der Chor die Cajüte, der Thurm den Mast, die Strebepfeiler Ruder dar. Das Kreuz gilt bald als Anker, bald als Mast, die Siegesfahne mit dem Kreuz als Segelstange. Cyprianus Hymne bei Fortlage S. 115. In einem Auto des Lope de Vega wird die Vergleichung sinnig durchgeführt. Das Schiff der Kirche trägt das Kreuz als Mast, darauf den Kelch als Wimpel, drei verschiedenfarbige Masten als Glaube, Liebe, Hoffnung, die Passionswerkzeuge als Tackelwerk, das heilige Grab als die heilige Fracht auf dem Verdeck und St. Petrus führt das Steuerruder. v. Schack, dramat. Lit. der Spanier II. 405.

Sofern die Kirche gleich einem Schiff auf stürmischem Meere in der Menschheit schwimmt und immer neuen Gefahren ausgesetzt ist, aber doch die Verheissung der sichern Landung hat, wird sie mit der Arche Noä verglichen. Darin liegt zugleich die Lehre: Extra ecclesiam nulla salus. Ringsum ist Sündfluth und Tod, nur im Schiff der Kirche ist Rettung. Hiebei ist von besonderer Wichtigkeit Matth. 8, 24. Christus schläft im Schiff, während seine Jünger ob des Sturmes verzagen. Erwachend ruft er: „Ihr Kleingläubigen!“ und stillt das Meer. Sie hätten an ihn glauben sollen, auch wenn er nicht erwacht wäre. Vgl. den Artikel Gergesener Säue, wo die tiefere Symbolik dieser Begebenheit erklärt ist. Die Säue, vom Teufel besessen, müssen in die Tiefe des Meeres versinken, weil sie der Tiefe angehören, als ihrer eigentlichen Heimath, während das Schiff, wenn auch von Gefahren umringt, der himmlischen Heimath sicher zusegelt. Das Symbol

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_320.jpg&oldid=- (Version vom 19.12.2022)