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nachsehen und es fand sich wirklich so. Das deutete man auf die grossen Veränderungen der Zeit, die Eroberung Englands durch die Normannen, den Investiturstreit und die Kreuzzüge. Hygden, polychronicon bei Gale 15. script. p. 283.

Muhamed hat die Legende auch in den Koran aufgenommen und den sieben Schläfern noch einen treuen Hund beigegeben. Sie ist sehr phantastisch ausgebildet in den persischen Mährchen des 1001 Tages (494ster Tag f.). Der Wiederauferstandene heisst hier Dschemlicha (d. i. Jamblichus). Die schöne Legende wurde von Moreto in einem Auto auf die spanische Bühne gebracht (v. Schack, dramat. Lit. der Spanier III. 344.). In der Ambrosiuskirche zu Mailand sind die Schläfer auf einem sehr alten Bilde, angeblich aus dem 10ten Jahrhundert, abgebildet. Millin I. 218.

Der Sinn dieser Legende ist sehr einfach. Die Schläfer sind Unschuldige und Verfolgte. Gott erbarmt sich ihrer, indem er ihnen mitten in einer Welt von Mord und Greuel die süsse Ruhe des Schlummers gewährt. Sie sind Zeugen seiner ewigen Güte, des Schutzes, der die Unschuld doch irgendwo mit Heiligkeit und Unverletzlichkeit umkleidet, wenn auch die Welt sie auszurotten tobt. Und sie knüpfen auf sinnige Weise die erste Jugend der Christenheit, in der sie lebten, an die ferne Zukunft an, in der die Christenheit sich wieder läutern soll. Dass solche junge fromme Zeugen aus frühester Vergangenheit noch leben und einmal wieder erwachen sollten, musste dem Volke ein freudiger Glaube seyn, und darum waren die sieben Heiligen so populär. Die von Strauss (Kirchenjahr S. 306) versuchte Erklärung, die mit Beziehung auf den 27. Juni, als dem Tag der Heiligen, an den Stillstand, beziehungsweise Schlaf der Sonne denkt, ist nicht glücklich.


Schlange,

Sinnbild der Bosheit wegen ihres Schleichens und wegen ihres Giftes, zugleich Sinnbild der Verführung wegen ihrer glänzenden Schönheit und zierlichen Beweglichkeit. Mit allen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_325.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2022)