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Schlange, oder der von der Schlange verführten und verderbten Menschheit. Ersteres geschieht, indem man dem von der Schlange umwundenen Apfelbaum des Paradieses das Kreuz Christi gegenüberstellt, zu dessen Füssen sich die Schlange unter Dornen krümmt. Letzteres wird bezeichnet durch eine Schlange, die sich durch ein menschliches Gerippe windet, wie sie vordem durch den fruchtreichen Baum sich wand. Solche Gerippe mit Schlangen finden sich öfter auf Gräbern.

Ein schönes Auto von Calderon (la serpiente de Metal) stellt den Kampf Mosis mit Belphegor (dem Satan) und Idololatria (dem personificirten Götzendienst) dar, die sein Volk verführen. Als ihnen alle Mittel fehlschlagen, Verlockung, das goldne Kalb, die Waffen der Amalekiter etc., ergrimmen sie und schicken die feurige Schlange in’s Lager Israels. Da richtet Moses die eherne Schlange auf und alle Wunden werden unschädlich. Staunend fragen Belphegor und Idololatria, wie das möglich sey? Da sagt Moses: „Die Sünde ist ein Gift, wer dessen Wirkung an den Sündern heilen will, muss die Gestalt des Sünders annehmen, ohne an der Sünde Theil zu haben.“ Das deutet auf Christum, der Menschengestalt annahm, um die Menschen von den Bissen der höllischen Schlange zu heilen. Um das Bild noch deutlicher zu machen, erblickt man im Hintergrunde auf dem Hügel, auf dem das goldne Kalb gestanden, plötzlich das Crucifix. v. Schack, dramatische Literatur der Spanier III. 270. Das ist die einzig passende Erklärung des Schlangensymbols bei Moses, mit Bezug auf Joh. 3, 14, wo die eherne Schlange als Christus gedeutet ist. Dagegen haben Alle geirrt, welche dabei wieder an den Agathodämon denken zu müssen glaubten, oder an die Heilsschlange des Asklepios, der bei den Griechen Gott der Aerzte war.

Durch den Spruch: „Seyd klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ (Matth. 10, 14.) wird der Christ ermahnt, dem bösen Geist in Hinsicht auf Erkenntniss nicht nachzustehen, nur aber nicht durch bösen Sinn und Willen das Wissen zu missbrauchen, sondern sich in Gesinnung und

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_329.jpg&oldid=- (Version vom 14.12.2022)