Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 335.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist Attribut des heiligen Benno, Bischofs von Meissen. Als dieser nämlich als Anhänger Gregors VII. unter Kaiser Heinrich IV. flüchten musste, warf er die Schlüssel zu seiner Kirche in die Elbe. Als er aber wiederkam, fand er sogleich die Schlüssel wieder im Bauch eines grossen Fisches, den man gefangen hatte, 16. Juni.


Schmach

vor der Welt müssen Alle leiden, die Gott dienen. Gottes Sohn selbst wurde den Juden zur Schau, zum Spott und Hohne ausgestellt im Purpurmantel, mit der Dornenkrone und dem Rohrscepter. Vgl. Ecce homo. Viele Heilige suchten daher freiwillig die Schmach auf, um sich durch harte Prüfungen im Glauben zu stärken. St. Simon Salus oder Stultus, ein Syrer des 6ten Jahrhunderts, stellte sich freiwillig thöricht und wahnsinnig, um von den Kindern und vom Pöbel verspottet und misshandelt zu werden und dadurch seine christliche Geduld zu erproben. 1. Juli. Auch Andreas Salus oder Stultus, ein Heiliger des 10ten Jahrhunderts in Constantinopel, stellte sich aus Demuth wahnsinnig und liess sich von aller Welt verhöhnen und verspotten, schlief in einem Hundestall etc., verkündete aber einem Knaben, dem Einzigen, der ihn nicht verspottete, er werde Bischof werden, und blieb, als er einst zur See war und das Schiff scheiterte, von der ganzen Mannschaft allein am Leben. Lieblich contrastiren mit dem Schmutz und Elend seines Lebens seine Visionen, in denen er das Paradies mit den herrlichsten unbekannten Pflanzen und Vögeln sah und durch drei Himmel, der eine durch ein, der andere durch zwei, der dritte durch drei Kreuze bezeichnet, zum Thron des Messias emporstieg. Auch hatte er sich eine wunderliche Naturphilosophie gebildet. Doch theilt sein Biograph Nicephorus nur wenige Bruchstücke daraus mit, die Entstehung des Regens, des Blitzes, der Engel und Teufel betreffend, und auch Phantasieen über das Weltende und den Antichrist.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_335.jpg&oldid=- (Version vom 17.12.2022)