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Mensch zu wissen braucht. In drei Tagen wird das Feste gefestet, in drei weitern Tagen wird das Leben in den geschaffenen Elementen erregt und bewegt. Im allgemeinen Licht, das schöpferisch aus der uralten Nacht bricht, sondert sich die Feste des Himmels, als Fussboden Gottes, von der Feste der Erde, als dem Fussboden des Menschen. In den besondern Lichtern der Sonne und des Mondes, die später hervortreten, sondert sich die grünende und von lebenden Geschöpfen erfüllte Erde vom Meere, in dem gleichfalls das Lebendige wimmelt. Zum Element des Aetherlichtes verhalten sich Sonne, Mond und Sterne als darin gleichsam lebende Geschöpfe, wie sich die Fische und Vögel zu dem flüssigen Element des untern und obern Wassers, des Meeres und der Luft, und wie sich die Pflanzen und Thiere zur Erde verhalten. In dieser dreifachen Gliederung der sechs Tage ist mit weiser ästhetischer Oekonomie alles Wesentliche zusammengefasst. Am siebenten Tage ruht Gott aus und freut sich seines Werkes. Die Wechselbeziehung der irdischen Tage zu den Schöpfungstagen hat eine Art von innerer Nothwendigkeit, sobald die Schöpfung als das Werk eines grossen Meisters aufgefasst wurde. Die Kinder Gottes werden dadurch erinnert, in ihren kleinen Werken nach ihren bescheidnen Kräften den Vater nachzuahmen, um Gutes zu wirken und der Arbeit mehr Zeit zu widmen, als der Ruhe; aber auch nicht in zäher Hast unaufhörlich schaffen zu wollen, sondern zur rechten Zeit auszuruhen und zu betrachten und zu prüfen, was sie gethan haben.

Auf die Versuche, die mosaische Schöpfungsgeschichte aus der Physik zu erklären, können wir uns hier nicht einlassen. Nur des einen wollen wir seiner Sinnigkeit wegen gedenken. Es ist der Versuch von Heinrich Steffens in seiner Anthropologie, Breslau 1822. Er geht von der Hypothese aus, unsere Erde sey zuerst ein Mond, dann ein Comet gewesen, ehe sie ein Planet geworden, und nimmt nun an, die zwei ersten Schöpfungstage fallen in die Mondperiode. Die Erde war, sagt er, ein Metallkern und breitete als ersten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_344.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2022)