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Ein ähnliches Bild von Gudin (das. 1844. S. 376.) lässt nur die Gestalt aus und bezeichnet das göttliche Wesen nur durch die Lichtwirkung allein. Viel naiver fassten die alten Maler den Gegenstand auf. Auf Glasmalereien namentlich findet man die Schöpfungsmomente durch Kugeln bezeichnet, die Gott Vater als Greis oder Kaiser vor sich hält. Die erste Kugel ist weiss und farblos (Licht), die zweite blau (Wasser), die dritte farbig (Scheidung der Elemente), die vierte blau mit Sternen (Sternhimmel), die fünfte grün (die Erde). Vgl. d. Artikel Kugel. In einem französischen Miniaturbilde steht Gott Vater mit Sonnennimbus und Reichsapfel vor einem Wasser, über das eine Taube zu ihm fliegt. Am Wasser bildet sich eine Landschaft. Didron, icon. p. 452. Auf einem andern Miniaturbild in Turin sitzt Gott Vater auf der Sonne und hält in der Hand die Erdkugel. Millin, Reise durch Savoyen I. 281. Naive Darstellungen aller Schöpfungstage in Mosaiken zu Venedig. Kunstbl. 1831. Nr. 32. Auch im Dom zu Orvieto und im Campo Santo zu Pisa. Die über dem Wasser als heiliger Geist schwebende Taube, die verschiednen Kugeln des Himmels und der Erde, dann die besondere Schöpfung von Sonne und Mond, von Kräutern und Bäumen, von Thieren und Menschen wiederholen sich am öftesten. Auch die grösseren Maler des 16ten Jahrhunderts behielten die naiven Motive noch bei. Raphael malte Gott als einen lebhaft bewegten Greis mit genial zurückgeworfenem Haar, schwebend in den Lüften, wie er Sonne und Mond gleichsam gewaltsam mit beiden Händen anpackt. Das ist seiner Würde nicht ganz angemessen und erinnert mehr an einen italienischen Baumeister, der mit Heftigkeit und Zorn seine Werke beschleunigt, etwa an Michel Angelo, Raphaels Zeitgenossen.

Die Schöpfung der Pflanzenwelt fällt mit den lieblichen Abbildungen des Gartens Eden zusammen. In dieser Darstellung zeichnete sich der sogenannte Sammet-Breughel besonders aus. Die Schöpfung der Thiere wurde von Thiermalern benutzt zu Darstellungen aller Art von Thieren.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_348.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2022)