Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 351.jpg

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nicht, sie stehen in Gottes Hand und können sich nicht mehr mit irdischen Mitteln helfen, sondern nur noch mit Busse im Reinigungsorte.

Der alte sinnbildliche Gebrauch, wenn man irgendwo ungastlich aufgenommen worden ist oder sonst über Frevel zu klagen hat, beim Weggehen den Staub von den Schuhen zu schütteln, wurzelt in derselben Symbolik. Es wird nämlich damit ausgedrückt: „Ich hätte diesen Weg zu euch Gottlosen gar nicht antreten sollen, er ist vergebens, er ist zum Unheil ausgeschlagen, darum reinige ich meine Schuhe vom Staub wieder, als hätte ich den Weg gar nicht gemacht.“

Der Schuh war bei den Alten auch ein Symbol der Herrschaft. Darauf bezieht sich auch Psalm 60, 10: „Auf Edom werfe ich meinen Schuh.“ Doch scheint es, der mit dem Kreuz gestickte bischöfliche Schuh und päpstliche Pantoffel ist nur insofern zugleich Sinnbild der Herrschaft, als er die Fusstapfen des heiligen Petrus und die apostolische Mission, „den Fleiss für die Heerde Christi“ bedeutet. Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 270. Denselben Sinn scheint mir der „Frauenschuh“ oder „Marienschuh“ zu haben, die blumenartige Steinverzierung auf den Spitzen gothischer Thürme und Thürmchen. Diese Form, eine bauchige, rundgeschlossene, in der Mitte sich ein wenig öffnende Blume darstellend, eignet sich in vorzüglichem Grade für die gothische Steinornamentik, der offenere Formen und zerbrechlichere Ausstrahlungen ungünstig wären, entspricht aber zugleich der natürlichen Form der bekannten Blume „Frauenschuh“, cypripedium vulgare, und lässt daher auch eine höchst sinnige Beziehung auf die Gottesmutter zu, deren Wandel auf Erden die Kirche gründete, so dass ihre Fusstapfen, der höchsten Spitze der Kirche aufgedrückt, theils den heiligen Ursprung der Kirche, theils die ewige Herrschaft und Fürsorge der Gottesmutter innerhalb der Kirche bezeichnet. Vgl. Kreuser, Kirchenbau I. 174. II. 355. 564, wo jedoch diese Symbolik noch nicht erschöpfend genug behandelt ist.

Schuhe als Heiligenattribute. Die Heiligen Eutropius,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_351.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2023)