Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 396.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nannte das Volk die über der alten Synagoge errichtete Kirche ausdrücklich „zur schönen Maria“, um damit den Contrast gegen das hässliche Judenthum zu bezeichnen.

Nach dem Volksglauben muss an jedem Sonnabend die Sonne scheinen, wenn auch nur kurz, und zwar, weil an diesem Tage die Gnadenmutter auf der Flucht nach Aegypten die Wäsche des heiligen Kindes wusch und auf einem Dornstrauch trocknete. Christussagen, Erfurt, S. 9. Nach einer andern eben so schönen Legende geht die Gnadenmutter alle Freitage durch’s Fegfeuer, da küssen die armen Seelen den Saum ihres Kleides und weinen ihn nass. Daher muss Sonnabends die Sonne scheinen, um ihn wieder zu trocknen. Grimm, Mährchen III. 253.


Sonntag.

Die Juden feierten ihren Sabbath um letzten Tag in der Woche, als dem Ruhetage nach gethaner Arbeit. Die Christen feiern den Sonntag an dem ersten Tage der Woche, im Hinblick auf das Werk, welches erst beginnt und zu dem sie sich stärken. Das hängt genau mit dem Gegensatz der beiden Solstitien zusammen. Johannes dem Täufer gehört die Sommersonnenwende, von wo an die Nachtseite des Jahres hereinbricht, Christo aber die Wintersonnenwende, von wo an die Lichtseite des Jahres ihre Herrschaft beginnt. Der Täufer ist letzter Vertreter des überwundenen Judenthums, mit ihm sinkt es in die Nacht, Christus aber führt dem ewigen Licht und Tag entgegen.

Nicht am letzten Schöpfungstage, dem Sabbath, sondern am ersten, dem Sonntag, sprach Gott: „Es werde Licht!“ Und wiederum an einem Sonntag ward Christus, das Licht aller Geister, in die Welt geboren. Und wieder an einem Sonntag stieg er auf von den Todten, und wieder an einem Sonntag ward der heilige Geist ergossen. Vgl. Rupertus Tuitensis, de divin. offic. III. 16. Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 425. Strauss in seinem Kirchenjahr 8. 19. 27

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_396.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)