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die grösste Spinne im südlichen Italien, deren Stich eine nur mit dem Tode endende Tanzwuth erzeugen soll, empfing diese verderbliche Gabe nach dem apulischen Volksglauben durch den Fluch eines Priesters, der die Monstranz bei einem Haufen Tanzender vorbeitrug, ohne dass diese auf ihn geachtet und das Heiligthum geehrt hätten. Naturgeschichte zur Dämpfung des Aberglaubens. Hamb. 1793. S. 102.

Spinnengewebe vergleicht Jesaias 59, 5. 6. mit nutzlosem, schlechtem Treiben. Dagegen ist der sogenannte fliegende Sommer, die in der Luft herumfliegenden silberweissen Spinnweben, nach dem Volksglauben der letzte Rest der Fäden, in welche der weisse Schleier der Maria, indem er ihr bei ihrer Himmelfahrt entfiel, von den Winden zerrissen und aufgelöst wurde. — Spinnweben dienen in der Legende auch oft zum Schutz der Heiligen. St. Truterca, eine Jungfrau zu Verona im 7ten Jahrhundert, wurde von dem Fürsten Oswald mit Liebe verfolgt, hatte sich aber Christo allein ergeben und in eine Höhle geflüchtet, in der sie durch Spinnweben verborgen wurde, als der Fürst sie suchte. 5. Mai. Durch dasselbe Wunder wurde St. Caninus und Felix von Nola gerettet. In muhamedanischen Legenden wird dasselbe von der Flucht des Königs David (und Muhamed) erzählt.


Sprache.

Gott verwirrte die Sprache der Menschen beim Thurmbau zu Babylon, und verlieh den Aposteln und Jüngern Jesu die Gabe, alle Sprachen zu reden bei der Ausgiessung des heiligen Geistes, ja er machte sogar in ausserordentlichen Fällen Thiere reden, um den Unglauben und die Verstocktheit der Menschen zu beschämen, wie den Bileam durch seine Eselin. Darin liegt die Lehre, dass die conventionelle Sprache, wenn sie sich von der göttlichen Wahrheit entfernt, in Trug und Nebel zerfährt, während in jener Wahrheit selber die Kraft liegt, sich auch auf ganz unconventionelle Weise gegen alle gemeinen Gesetze der Natur auszudrücken. Nirgends

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_403.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)