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dreier eine ganz verschiedene Wirkung auf Erden hervorgebracht hätten. Bei Christi Geburt aber seyen alle Planeten wieder zusammengetreten in eine einzige grosse Constellation, wie bei der ersten Schöpfung, denn die Welt sey jetzt geistig wiedergeboren worden. Der berühmte Astronom Kepler bewies eine Conjunction wenigstens der Planeten Saturn, Jupiter und Mars in den Jahren Roms 747 und 748. Seitdem ist unendlich viel über diese Materie geschrieben worden, was man bei Sepp, Leben Jesu I. 35 ff., Ideler, Chronologie II. 410, Hofmann, Apokr. 129, fleissig verzeichnet findet. Es versteht sich von selbst, dass in einer solchen Constellation bei Christi Geburt ein schöner symbolischer Sinn liegt. Das ganze Weltgebäude kehrt gleichsam aus der Divergenz in die Convergenz, aus der Disharmonie in die Harmonie zurück, indem Gott selbst Mensch wird.

Inzwischen ist in den Evangelien nur von einem Stern die Rede, der den Magiern nach Bethlehem geleuchtet habe. Die ältern Erklärer haben daher mit Recht auch immer nur das Bild des Einen Sternes festgehalten und ihn zunächst auf den „Stern aus Jakob“ bezogen, der nach 4. B. Mosis 24, 17. dereinst aufgehen sollte. Durandi, rationale VI. 16. Der Stern der Magier leuchtete noch dem Heidenthum und Judenthum als deren sinkender Abendstern, und war zugleich aufgehender Morgenstern des Christenthums. Er steht daher auch in der Mitte der beiden Testamente, der sechseckige Stern zwischen zwei kunstreichen Verschlingungen in den Kirchen des Schwarzwaldes zu Herrenalb und Pforzheim. Merz im Kunstblatt 1845. S. 375. Auch die Gaben der Magier, Gold, Weihrauch und Myrrhen, stehen als Sinnbilder der Sonne und Gaben, die von den Heiden der Sonne dargebracht wurden, jetzt aber der neugebornen Geistersonne zu Bethlehem dargebracht werden, in Bezug auf den Stern, der als Morgenstern der Sonne vorhergeht. Vgl. Strauss, Kirchenjahr S. 135.

Uebrigens darf man nicht unbeachtet lassen, dass der Stern ausschliesslich den Magiern geleuchtet und von dem

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_412.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)