Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 413.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

übrigen Volk nicht gesehen wurde. Es war ein Stern, der nur in ihrer Nacht aufging, ein geistiges Licht, das nur für sie sichtbar am Himmel hervortrat. Nur sie waren gewürdigt, in reiner Seelen liebender Ahnung und reiner Geister treuer Forschung dieses heilige Licht zu schauen. Das Geheimnissvolle jener Sternerscheinung wird noch jetzt im Volksglauben geehrt. Der Stern der Magier soll nämlich in einem Brunnen verschwunden seyn, der noch jetzt gezeigt wird und in dessen Wasserspiegel der Stern noch immer sichtbar werde, aber nur für reine Jungfrauen. Durandi, ration. VI. 16.

In der griechischen Kirche wird der sogenannte Asteriscus, der kreuzförmig durchbrochene Deckel, den der Pope über die Hostie deckt, als Sinnbild des Sternes der Magier angesehen.

Mit eben diesem Stern der Magier fällt auch das marianische Sinnbild des Morgensterns zusammen, denn wie der Morgenstern die Sonne gleichsam gebiert, so Maria den Heiland. Der marianische Stern ist aber zugleich immer Stern des Meeres. Maria wird angerufen als stella maris nicht blos von Schiffern in Nacht und Sturm (Königsfeld, lat. Hymnen S. 188), sondern auch von allen Angefochtenen und Schwachen, die im Meer der Welt und Sünde unterzugehen fürchten, endlich auch von denen, über welchen die Wogen schon zusammengeschlagen sind. So wird Maria als Meerstern angerufen: „Erlös uns aus der höllischen Pein!“ Marian. Liederkranz, Augsb. 1841, S. 18. Unter dem Stern des Meeres wird aber in dieser Beziehung nicht mehr der Morgen-, sondern der Polarstern verstanden, der unverrückbar feststeht, bei dem allein Verlässigkeit ist.

Der mersterne staete stat
so ander sterne umbegant.

Bruder David von Augsburg nach Pfeiffer in Haupts Zeitschrift IX. 35. Einigemal wird der Meerstern auch mit dem leuchtenden St. Elmsfeuer verglichen, weil dessen Erscheinung anzeigt, dass der Sturm auf dem Meere sich bald legen werde. Potho, de mirac. Mariae p. 363. Passional in Pfeiffers Marienlegenden S. 83.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_413.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)