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auf die sieben Geister Gottes oder auf die sieben Gaben des heiligen Geistes bezogen worden, nicht ohne Anspielung auf die sieben Planeten, deren Harmonie im materiellen Raum der Harmonie in der Geisterwelt zum Vorbilde diente. Vgl. Dante, Fegfeuer 29, 50. und 30, 1.

In den heidnischen Zeiten herrschte die Vorstellung, der Zusammenhang und die Ordnung der Welt sey bedingt durch die Harmonie der sieben Planeten, was man mit dem Sinnbild der siebensaitigen Lyra oder siebenröhrigen Pansflöte ausdrückte. Jeder Planet beherrschte gleichsam einen Ton und unter den sieben Tönen sollte stete Harmonie seyn. Diese Vorstellung bildete sich weiter dahin aus, dass die Planeten wirklich harmonisch tönten in der sogenannten Sphärenmusik, die aber nicht Jedermann hören könne. Plato, de republica 10. Cicero, tuscul. quaest. 1. Athenaeus 14, 13. Plinius, Naturgesch. II. 3. Macrob. somn. Scip. II. 1. Riccioli, almagest. II. 501. Eine Spur von dieser poetischen Vorstellung findet sich auch im Buch Hiob 38, 7: „Da mich die Morgensterne mit einander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes.“ Ueber die Sphärenmusik findet man alles Nöthige beisammen in einer derselben ausschliesslich gewidmeten Monographie von Piper. Die christliche Symbolik kann indess davon nur das Sinnbildliche acceptiren, sofern sie unter den harmonisch tönenden Sternen Engel oder Geister Gottes versteht. Je mehr Sternenlehre in das Christenthum hineingezogen wurde, um so mehr kam es in Gefahr, in die Aeonenlehre der späteren Heiden auszuarten, daher die Kirche von der Symbolik der Sterne einen nur mässigen Gebrauch zu machen nothwendig erachtete.

Dante versteht unter den vier grossen Sternen, welche das Sternbild des südlichen Kreuzes bilden, die vier Cardinaltugenden, und lässt sie über dem Paradiese auf der Südhälfte der Erde strahlen; anderseits aber bezeichnet er drei nördliche Sterne als Glaube, Liebe, Hoffnung, die dem aus dem Paradiese gestossenen Geschlecht allein noch übrig geblieben. Fegfeuer I. 23. VIII. 91. Sie bilden zusammen ein Siebengestirn von göttlichen Kräften oder Schutzengeln in der

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_415.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)