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qui habere quasi videtur sapientiae pennas, volare tamen non potest. Pierii, hierogl. p. 231.


Strick,

Attribut des Teufels. In den altdeutschen und altfranzösischen Mysterien (geistlichen Schauspielen) zog der Teufel die Verdammten immer an einem Strick nach sich, daher noch das Sprichwort: „Der Teufel hat ihn am Şeil.“ Mone, Schauspiele des Mittelalters I. 268. Wie in Christo die wahre Freiheit, so ist im Teufel die wahre Knechtschaft. Christus löst, was der Teufel bindet und verstrickt. Der Strick ist ferner Attribut der Rahab (siehe diesen Artikel) und des heiligen Desiderius von Vienne, der mit einem Strick erwürgt wurde.


Stroh,

Sinnbild der Unfruchtbarkeit, Werthlosigkeit, im Gegensatz gegen Waizen, daher auch alles nichtswürdigen und eiteln Treibens der Menschen, ihrer Weltlust und Gottlosigkeit im Gegensatz gegen Frömmigkeit und gute Werke. „Mit Stroh geht ihr schwanger, Strohhalme gebäret ihr, Feuer wird euch verzehren.“ Jesaias 33, 1. Vgl. 47, 14. und Maleachi 4, 1.


Sünde.

Vgl. den Artikel Laster. Es gibt zweierlei Sünden, die des Geistes und die der menschlichen Natur, daher auch zweierlei Sünder, die Geister, deren Prototyp Lucifer (siehe diesen Artikel), und die natürlichen Menschen, deren Prototyp Adam. Sofern aber der Mensch selbst zweierlei Wesen in sich hat, neben dem natürlichen das geistige, so steht auch dem Adam ein Prototyp der Geistessünder gegenüber, das ist Judas Ischarioth.

Nur für die Sünder der zweiten oder niedern Art gibt es Erlösung, die Sünde wider den Geist wird nie vergeben.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_419.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)