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Die berühmteste war zu Thann im Elsass. Die älteste deutsche Legende lässt den Jüngling von Nain, den der Heiland vom Tod auferweckte, unter dem römischen Namen Maternus, vom Apostel Petrus selber gesendet, an Rhein und Mosel wandern, um die damals noch heidnischen Römer und Gallier, sowie ihre deutschen Nachbarn zu bekehren. Er starb zu Eley im Elsass, seine beiden Gefährten, Eucharius und Valerius, aber eilten nach Rom zurück, wo ihnen der heilige Petrus seinen eigenen Bischofsstab mitgab, dessen Berührung den todten Maternus wieder auferweckte. Selbiger Stab wurde zu Köln aufbewahrt, dann erhielt eine Hälfte davon Wien, von wo sie nach Prag kam. Eucharius wurde der erste, Valerius der zweite Bischof von Trier, Maternus aber der erste in Köln und Tongern. Er lebte noch so viele Jahre, als er Tage im Scheintode gelegen hatte, und starb zu Köln, seine Leiche aber kam nach Trier. Die Kirche verehrt ihn am 4. September. Vgl. Rettberg I. 74. Königshafen, Elsäss. Chronik S. 269. Weil er als Gründer der Kirchen von Trier, Köln und Utrecht (Tongern) gilt, trägt er auf Bildern als Attribut eine Kirche mit drei Thürmen, oder eine Bischofsmütze auf dem Kopf und zwei andere in den Händen. — In Stöbers Elsäss. Sagenbuch S. 38 wird noch folgende Legende von Maternus erzählt. Dieser diente einst dem greisen Bischof Theobald, der früher ein Ritter gewesen war, sich aber dem geistlichen Stande gewidmet hatte, nachdem seine geliebte Braut vom Blitz erschlagen worden war. Als der alte Theobald starb, bat er den jungen Maternus, künftig seinen Ring zu tragen. Der Ring aber liess sich nicht von der Leiche abziehen, der Finger brach ab, und Maternus barg Ring und Finger im Knauf seines Pilgerstabes. Da schlief er im Elsass unterwegs bei einer hohen Tanne ein, an die er seinen Stab lehnte. Als er aber erwachte, war der Stab mit der Tanne verwachsen und liess sich nicht mehr losreissen. Ein Graf ritt herbei und erkundigte sich; da wurde entdeckt, dass des Grafen Schwester die vom Blitz erschlagene Braut Theobalds gewesen, dass sie unter derselben

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_433.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)