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und grossen Kirchenvätern und Kirchenfürsten berathend zur Seite stehen. Um ihn bei der Wahl als Bischof nach dem Willen Gottes zu bezeichnen, flog eine Taube auf das Haupt des heiligen Fabianus (Eusebius VI. 29.), Euortius (Surius 7. September), Polycarpus, Hilarius, Maurilius, Severus von Ravenna etc. Der heilige Geist als Taube sass auf der Schulter des h. Gregor des Grossen, des h. Cölestinus, h. Basilius, h. Augustinus, h. Thomas von Aquino, h. Athanasius, h. David, Petrus von Alcantara etc. St. Veremundus, Abt zu Hyracha in Navarra, speiste einmal während einer Hungersnoth 3000 Menschen blos durch den heiligen Geist, indem eine weisse Taube vom Himmel herabflog und sich von einem Kopf auf den andern setzte, Jeden aber sättigte, den sie berührt hatte. 8. März 1092.

Die sieben Geister Gottes nach Jesaias 11, 1. und Offenbarung Johannis 5, 6. werden auf Miniaturen und Glasbildern des 12ten bis 14ten Jahrhunderts gewöhnlich als sieben Tauben dargestellt, zwischen denen Christus thront. Didron, icon. 297. Sieben Tauben umschweben das Haupt des Heilandes, oder seine ganze Figur, oder sein Herz allein, oder die Gnadenmutter mit dem Kinde. Twining, symbols, pl. 27. 28.

Der heilige Geist in seiner Einheit als dritte Person der Gottheit schwebte bei der Taufe Christi als Taube über ihm, nach den Evangelien Matthäi 3, 16, Marcus 1, 10, Lucas 3, 22, Johannes 1, 32. Die christliche Kunst war daher berechtigt, die Taube auch als Personification des heiligen Geistes auf den Bildern 1) der heiligen Dreieinigkeit, 2) der Schöpfung, 3) der Verkündigung, 4) auf Pfingstbildern, und 5) auf Bildern anzuwenden, die den Gegensatz zwischen dem heiligen Geist und dem bösen Geist ausdrücken.

Zunächst wurde die Taube in der Bedeutung des heiligen Geistes auf Taufbecken, sodann auch auf Kanzeln gesetzt, um gleichsam dem Täufling, wie dem Prediger die Gabe des heiligen Geistes mitzutheilen. Auch auf Altären wurde eine Taube aufgestellt und auf Altartücher gestickt. Molani, hist.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_439.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)