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der Taufe nicht blos dem Teufel, sondern auch den Götzen, dem Heidenthum und dessen verführerischen Reizen. Und dreimal hauchte der Priester in die Augen und Ohren des Täuflings, um sein Gesicht und Gehör zu stählen gegen die Verlockungskünste des Satans und der Welt.

Auch in den Taufzeiten lag Symbolik. Sofern man nämlich in den früheren Zeiten die Erwachsenen in Masse taufte, nachdem sie zuvor im Glauben unterrichtet worden waren, wählte man zu Tauftagen die Oster- und Pfingst-, später auch Weihnachtszeit (Epiphania, 14 Tage nach Weihnachten) aus, also gerade die Zeit, in welcher sich entweder (zu Ostern und Pfingsten) die Erde vom Schmutz des Winters reinigt und das neue paradiesische Kleid des Frühlings anzieht, oder (Epiphania) in die dunkelste Nacht des Winters das neue Licht des Jahres einbricht und ein neues Leben beginnt. Die geistige Geburt in der Taufe entspricht hier der Geburt Christi. Der 6. Januar als Christi Tauftag und allgemein christliches Tauffest ist zugleich das Fest des neuen Lichtes und folgt auf den Geburtstag Christi.

In den älteren Zeiten wurde der Täufling dreimal untergetaucht. Damit ahmte man die drei Tage nach, welche Christus im Grabe zubrachte. Die Taufe löscht das frühere Leben gleichsam aus und bereitet den Menschen zur Auferstehung in einem neuen Leben vor. Auch mussten die Täuflinge gen Osten gewendet stehen, um von da gleichsam das neue Licht zu empfangen, so wie man vormals auch gern die Todten nach Osten schauend begrub, von wannen die Sonne sie zur Auferstehung wecken sollte.

Das Taufwasser erhielt die Bedeutung von Licht, Wort, Geist, als dem neuen heiligen Element, in welchem der Getaufte leben soll. Das Taufwasser wird zu Ostern feierlich geweiht, und zwar steckt man die grosse Osterkerze brennend in das Wasser zum Zeichen, dass alle Weihen von Christo ausgehen sollen. Auch theilt der Priester das Taufwasser in vier Theile nach den vier Flüssen des Paradieses, nach der

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_448.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)