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die Wegwaschung aller alten heidnisch - jüdischen Erinnerungen. Diese Taufe war aber das Gegenbild der Sündfluth. Wie nämlich in der Sündfluth Wasser die Erde von der verruchten Menschheit reinigte; so sollte das Wasser in der Taufe eine bessere Menschheit erzeugen.

Das alte Prophetenthum war nichts als Verkündigung des Messias gewesen. Dem entsprach der Ausspruch des Täufers: „Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war ehe denn ich. Das Gesetz ist durch Mosen gegeben, aber die Gnade und Wahrheit durch Jesum Christum.“ Das heisst, vorher wandelte die Menschheit im Irrthum, ein strenges Gesetz musste sie zügeln und Wahrheit ahnten sie nur durch die Propheten. Jetzt ist der Irrthum der Wahrheit und das Gesetz der Gnade gewichen. Ferner sagt der Täufer: „Ich taufe euch mit Wasser, aber Er wird euch mit Feuer und dem heiligen Geiste taufen.“

Als Christus zu Johannes in die Wüste am Jordan kam, verlangte auch er von ihm getauft zu werden. Der sündenlose Messias bedurfte einer solchen Reinigung gleich den übrigen Menschen nicht; allein es galt, der heiligen Taufe die sündfluthliche Bedeutung der Gesetzesstrenge zu nehmen und ihr die neutestamentalische der Begnadigung zu geben, wie Petrus sagt 1. Brief 3, 20. Vgl. auch Ezechiel 36, 25. Zum zweitenmal, wie Tertullian sagt (von der Taufe 3.), schwebte der Geist Gottes über dem Wasser; wie einst über dem Wasser der Geburt, so jetzt über dem der Wiedergeburt; wie einst der schaffende, so jetzt der erlösende Geist. Deshalb hat die Kirche den Gedächtnisstag der Taufe Christi auf den Tag Epiphania (6. Januar) verlegt, an welchem die zwölf finstersten Nächte des Jahres endigen und die Sonne neugekräftigt ihren Lauf beginnt, indem von nun an die Tage immer länger werden.

Zugleich bezieht sich diese Zeitbestimmung auch auf den Wandel Christi auf Erden selbst, denn wie die Sonne vom Tag Epiphania an, so beginnt Christus sein Amt mit der Taufe. Sie ist seine Inauguration, seine Einweihung in’s Amt.

Nach Ev. Matth. 3, 14. weigerte sich Johannes, Christum

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_452.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)