Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 461.jpg

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der sogenannten Rosenkreuzer ausdrücklich Voltaire’s berüchtigte Parole: Écrasez l’infame! (d. h. den Heiland und die ganze christliche Religion) adoptirt zu haben, mit der bestimmten Erklärung, Hirams Gott, für den er den Tempel baute, sey der alte Jehovah, sein Mörder aber sey der auf Jehovahs Ansehen neidische Christus gewesen. Der Rosenkreuzer Aufgabe sey daher, des Meisters Mord an Christo und dem gesammten Christenthum zu rächen.

Der christlichen Symbolik gemäss musste der alte Tempel in Jerusalem zerstört werden, sobald in Christo die Hoffnung des neuen Jerusalems aufging, wie es nach der Offenbarung Johannis wieder erbaut werden wird. Das ist in einem andern Bilde die Reinigung des Tempels, wie sie der Heiland selber vornahm in der Austreibung.

Als der Tempel fertig war, gab Gott sein Wohlgefallen daran zu erkennen, indem er ihn ganz mit einer Wolke ausfüllte, so dass die Priester selbst dadurch hinausgedrängt wurden. Diese Wolke im Heiligthum ist das einzige Bild der Gottheit, das je in den Tempel kam, entsprechend der Wolke, die vor Moses einherzog. Die Rationalisten nehmen natürlich nichts anderes an, als dass es eine von den Priestern selbstgemachte Weihrauchwolke gewesen sey.

Die Leviten waren so begeistert und so durchdrungen von Andacht, dass sie beim Dankliede alle wie Ein Mann sangen. 2. B. d. Chron. 5, 13. Auch Salomo stimmte ein langes und tiefempfundenes Danklied an, 1. B. d. Könige 8, worin Vers 53 besonders der Gedanke hervortritt, dass Gott seinen heiligen Willen durch das Volk Israel in jener Vorzeit nur insofern habe erreichen können, als er es von allen andern Völkern abgesondert habe; während diese exclusive und defensive Methode nach Christi Geburt mit einer gerade umgekehrten wechselt, nämlich mit der Eröffnung und Mittheilung des Heiles an alle Völker auf Erden.

Bei der Einweihung des Tempels brachte Salomo ein ungeheures Brandopfer, bei dem 22,000 Rinder und 120,000 Schafe bluteten. Nur diese Opfer erinnern noch an die

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_461.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)