Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 465.jpg

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die Absicht zu Grunde, mittelst der Menschen Gott, als deren Vater, zu kränken, sondern auch Neid. Nachdem er selbst als gefallener Engel in ewiger Finsterniss, unbefriedigter Gier, ohnmächtiger Wuth die Lust, Gott gleich seyn zu wollen, büssen muss, will er nicht leiden, dass der schwache Mensch, dem er sich weit überlegen weiss, glücklicher seyn soll, als er. Der Teufel beneidet dem Menschen die Gnade Gottes und sucht ihn derselben eben so unwürdig zu machen, als er es selbst ist. Gelingt es ihm, so wird ihm die einzige Befriedigung zu Theil, die für ihn möglich ist, nämlich die Schadenfreude an den Qualen der Verdammten. Und wie dem Teufel alles Schöne und Reizende in der irdischen Natur dient, um den noch unschuldigen Menschen zur Sünde zu verführen, so dient ihm wieder alles Hässliche und Schreckliche in der Natur, den gefallenen Menschen zu martern.

Dies sind die Grundzüge, die uns bei der näheren Erörterung der an den Teufel geknüpften Symbolik leiten müssen.

Vor Allem ist daher das Sinnbild des fallenden Sternes festzuhalten. Der Teufel war ein von Gott geschaffener guter Engel, nur durch eigene Schuld fiel er aus dem Himmel in die Hölle. Vgl. Lucas 10, 18. und den Artikel Lucifer. Aus diesem Fall erklärt sich, warum der Teufel lahm gedacht wird. Vgl. Sepp, Heidenthum I. 62. Man braucht dabei nicht an den gleichfalls vom Himmel gefallenen und lahmen Hephästos der alten Griechen zu denken. Beim christlichen Teufel ist die Lahmheit durch den Fall noch viel besser motivirt und hilft zugleich die Ohnmacht des Teufels bezeichnen. In den Zeiten alter Barbarei wurden Sklaven, wenn sie zu Handarbeiten geschickt waren, von ihren Herren absichtlich gelähmt, damit sie nicht fliehen konnten. Einen solchen lahmen, grollenden Knecht erkennen wir in dem nordischen Völundur. Etwas Verwandtes damit hat nun auch der lahme Teufel, als grollender und rebellischer Sklave Gottes. – Das Hinken wird in späteren Bildwerken gewöhnlich dadurch motivirt, dass der Teufel neben einem Menschen- noch einen Pferdefuss hat.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_465.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)