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5, 8.). Schlimmer, als der Tod, der nur den Leib vernichtet, will er auch die Seele morden. Das Leben in der Verdammniss selbst ist eigentlich kein Leben, sondern nur ein unaufhörliches Sterben. Der Teufel kann nur tödten, nicht lebendig machen. Deshalb sind auch alle theils altjüdischen, theils mittelalterlichen Sagen von Teufelszeugungen auf heidnische Vorstellungen zurückzuführen und passen nicht auf den Teufel in seiner Bedeutung für das Christenthum. Dagegen wird die Unfruchtbarkeit des Teufels, wenn auch in einem rohen Bilde, doch klar und deutlich in der talmudistischen Legende von der Castration des Leviathan durch Jehovah ausgedrückt. Vgl. den Art. Leviathan. Auch die Hexenprozesse erkennen noch insofern die Unfruchtbarkeit des Teufels an, als sie meist voraussetzen, der mit den Hexen buhlende Teufel raube, aus Mangel an eigener Potenz, dieselbe den Männern. Damit hängt zusammen, dass aller vom Teufel vorgespiegelte Genuss nichtig ist. In unzähligen Volkssagen heisst es, wer einer Hexenmahlzeit anwohne, und reichlich zu schmausen und zu trinken wähne, finde sich nachher leeren Magens und unbeschreiblich nüchtern und hungrig, oder er erkenne, dass, was er für köstliche Speise gehalten, Knochen, Aas und Unflath gewesen sey. Reizende Weiber, die den Bethörten zu sich gelockt, verwandeln sich in das Aas eines Pferdes etc. Aus demselben Grunde kann der Teufel auch als Säemann nach dem Evangelium Matth. 13, 27. nur Unkraut säen. Darum ist ihm auch die unfruchtbare Wüste zur eigentlichen Wohnung angewiesen. Hier berührt sich die christliche Vorstellungsweise mit der heidnischen. Wie Ahriman, das böse Princip des Parsismus, in den Steppen von Turan, so haust Typhon, das böse Princip der alten Aegypter, in der Sandwüste. Die Juden schickten ihren berühmten Sündenbock als Opfer für den Teufel in die Wüste. In der Wüste versuchte der Teufel den Heiland und unzählige heilige Einsiedler.

Aus dem gleichen Grunde kann es auch für die christliche Vorstellungsweise keinen weiblichen Teufel geben. Was

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_467.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)