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Reichthum des Teufels, seine Schätze sind nur Blendwerk. Wenn er Gold schenkt, wird es zu Laub, Asche, Koth. Wenn er Mahlzeiten gibt, findet man zuletzt, dass man von todten Pferden, Baumrinden, Tannzapfen etc. gegessen hat. So durchgängig in den deutschen Volkssagen. Die Hexen, denen er ganz besonders zugethan ist, bleiben trotz seiner Gunst beständig bettelarm.

Nach alter Ueberlieferung darf der Teufel aller Thiere Gestalt annehmen, nur nicht die des Lammes und der Taube (Majoli, dies canic. p. 406.), weil diese die Unschuld bedeuten.

An die Stelle des Erhabenen tritt beim Teufel das Maasslose, Ungeheure. Wie alles Guten, Wahren und Schönen, so ist er auch alles Maasses und aller Harmonie Erbfeind. Darum hat er im Gegensatz gegen die gesunde und schöne Schöpfung Gottes sich selbst zum Urbild aller Missgeburten karikirt. In ihm spiegelt sich alles Unnatürliche und Verkehrte. Eben deshalb springt aber auch bei ihm das Schreckliche alsbald wieder in’s Lächerliche um, daher der unerschöpfliche Humor, der in der volksthümlichen Behandlung des Teufels in Sagen und Schauspielen niemals fehlt.

Die Maler haben von jeher darin übereingestimmt, in den Teufelsgestalten Extreme des Dicken und Dünnen, Kurzen und Langen, Riesenhaften und Zwerghaften, Plumpen und vielgliedrig Gerenkten etc. darzustellen, wobei sie mehr oder weniger auf entsprechende Thierformen Rücksicht nahmen. Dickteufel z. B. wurden gerne in die Kröten-, Schildkröten-, Schwein-, Wallross- und Nilpferdform gebracht. Dünnteufel in die Affen-, hauptsächlich aber Insektenform. Die Kunst ging jedoch weit über die Thierform hinaus in die äusserste Karikatur. Wie mit der ganzen Gestalt, so verfuhren sie auch mit einzelnen Gliedmassen, die widernatürlich vergrössert, verlängert und aus der menschlichen Form in die thierische übersetzt wurden. Dabei mögen die thierköpfigen Götzen der Aegypter hin und wieder zum Vorbild gedient haben. Vom hundsköpfigen Anubis, von der schweinsköpfigen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_471.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)