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gegenüberstehen, die in den Lastern dieser Völker und Stände hauptsächlich thätig sind. Nach einer alten Legende vertheilte der Teufel seine sieben Töchter, die Hauptlaster, unter die Hauptclassen der Menschen, nur die Buhlerei blieb übrig und wurde daher allen gemein. Görres, Mystik III. 698. Man muss die in einem Laster wirksamen Teufel noch von den einer besondern Tugend, oder einem Sakrament feindlichen Teufeln unterscheiden. So steht neben dem Teufel der Unzucht ausdrücklich noch ein ehefeindlicher Teufel, den uns das Buch Tobias kennen lehrt.

Es würde mich doch wohl zu weit führen, wenn ich den Versuch machen wollte, hier in längern Aneinanderreihungen jene Legionen und Cohorten zu verfolgen, die ihre schwarzen Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen haben.

Auch das Vorkommen der Teufel in der heiligen Geschichte kann ich hier nicht im Einzelnen aufzählen. Es ist bekannt genug und auf allen Kirchenbildern, auf denen biblische Scenen mit dem Teufel vorkommen, vom Sündenfall bis zum Weltgericht verständlich.

Da der Teufel nichts schaffen, sondern nur zerstören kann, so ist er auch als Säemann in der biblischen Parabel nur Säer des Unkrauts. Deshalb macht ihn die Volkslegende auch zum Säemann aller Ketzer und Unruhestifter. Er raffte z. B. einmal die Schwenkfelder von der Erde auf, that sie in einen Sack und wollte sie zur Hölle führen, der Sack stiess aber an den Spitzberg in Schlesien, da fielen die Ketzer heraus und existiren noch in der Umgegend. In gleicher Weise säte er böse Junker in der Lausitz.

Der Teufel ist Erfinder des Würfelspiels. Die bösen Folgen dieses Spiels sind daher in einem altitalienischen Bilde geistreich aufgefasst in fünf Köpfen, welche die Zahl 5 im Würfel ausdrücken. Die vier äussern Köpfe gehören Verdammten an und haben Mienen voll Verzweiflung, der mittlere gehört dem Teufel an und lacht schadenfroh. – In solchen symbolischen und allegorischen Anwendungen haben Poesie und Kunst noch einen unendlichen Spielraum.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_477.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)