Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 478.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

In Bildern, die sich auf Heiligenlegenden beziehen, ist der Teufel oft stehendes Attribut. Als Versucher finden wir ihn bei den Heiligen Antonius, Macarius, Romualdus, Victorinus, bei der heiligen Katharina von Siena etc. Auf einsamem Felsen im Meer wird der heilige Martinianus vom Teufel versucht. In Christi Gestalt der heilige Martin und der h. Potitus. Auf dem Meer wird das Schiff des h. Marcus, auch das des h. Brandanus von Teufeln umdroht.

Besiegt liegt der Teufel überwunden zu den Füssen des Erzengels Michael und des ritterlichen heiligen Georg. Gefesselt folgt er der h. Digma, Juliana, dem h. Cyriacus und Norbert. Gebunden liegt er zu Füssen der h. Genoveva und muss ihr das Licht halten. Auch dem h. Dominicus muss er das Licht halten, das ihm bis auf die Finger brennt. Der h. Gudula versucht er vergebens das Licht auszublasen. Der h. Bartholomäus zwingt ihn, Christum zu bekennen. Der h. Dunstan zwickt ihn bei der Nase. Sehr viele Heilige treiben Teufel aus, die in Gestalt von Raben davonfliegen.


Thamar,

das alttestamentalische Vorbild der äussern Schmach, welcher das Christenthum so oft unterzogen worden ist und sich freiwillig unterzogen hat, um seine höhere Mission zu vollbringen. Indem Thamar durch uneheliche und sogar blutschänderische Geburt gleichwohl die Stammmutter Davids, der Maria und des Heilands wurde, wird damit ausgedrückt, dass Gott, indem er seinen eingebornen Sohn als Heiland der Welt gerade in diesem Schmutz des Judenthums und in der Gesetzwidrigkeit einer sündigen Umarmung die irdischen Wurzeln schlagen liess, nur das Uebel dieser Welt gleichsam mit der Wurzel ausheben und nicht sowohl den Weisen und Gerechten, als vielmehr den Verlornen und Verachteten, den Ausgestossenen und Parias die Erbarmung und Erlösung bringen wollte. Die Legitimität nach dem äussern Gesetz, der starren Gerechtigkeit des Mosaismus, hatte keinen Werth mehr für den

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_478.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)