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der Altväter 1725, S. 93. Der heilige Godrik war sechzig Jahre lang Einsiedler und war stets von wilden Thieren umgeben, die ihm gehorchten. Acta SS. 21. Mai. Desgleichen der heilige Marianus in Gallien im 5ten Jahrhundert. Vincent. Bellov. spec. hist. XX. 18. Der h. Lucas der Jüngere in Griechenland, Acta SS. 7. Februar. St. Aventinus, 4. Februar. Attracta, eine königliche Jungfrau in Irland, floh die Ehe, wurde eine Heilige, tödtete einen furchtbaren Drachen durch das Zeichen des Kreuzes, führte ein durch die Uebermacht des Feindes in einer engen Gegend eingesperrtes Heer sicher durch einen See, der unter ihren Füssen austrocknete, und belud ein andermal die wilden Hirsche, die ihrem Winke gehorchten, mit Holz, das sie ihnen mit keinem andern Bande aufband, als mit ein Paar von ihren Haaren, die sie sich zu diesem Behufe ausriss. Acta SS. 9. Februar. Die Legende von Irland (Hibernia sacra) und die der ersten Apostel in den deutschen Urwäldern (Germania, Helvetia, Bavaria sacra) sind besonders reich an Thieren aller Art, die den Heiligen sich zugesellt, ihnen zugehört und Dienste geleistet haben. — In der Legende des heiligen Franciscus tritt in besonderer Liebenswürdigkeit die christliche Toleranz gegen die Thiere hervor, die der jüdischen strengen Scheidung von reinen und unreinen Thieren entgegengesetzt ist. Der heilige Franciscus fasst die Thiere durchgängig als Mitgeschöpfe des Menschen in ihren, wenn auch nur niederen Verwandtschaftsgraden und Sympathien auf, und empfiehlt deren milde und gütige Behandlung — Patron der Hausthiere ist der heilige Antonius, in dessen Kirche zu Rom dieselben je am 17. Januar eingesperrt werden. In Deutschland wird der heilige Leonhard als Patron der Viehzucht insbesondere verehrt.

St. Julianus von Vienne, ein Märtyrer des 3ten Jahrhunderts, wurde enthauptet, sein Haupt ruht in seiner Kirche zu Vienne, in welcher alle wilden Thiere, sie seyen noch so unbändig, zahm werden, so wie sie hineinkommen. 28. August.

Auf Kirchenbildern sind die Thiere im Paradiese, in der Arche Noä, um den christlichen Orpheus versammelt. Zu

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_481.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2023)