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so öfter, vgl. Piper a. a. O. Wie sich heidnische Astrologie mit christlicher vermischte, zeigt Priscillian, demzufolge zwölf böse Dämonen (die altheidnischen Götzen) den Leib, dagegen zwölf Patriarchen (christliche Potenzen) die Seele des Menschen beherrschen sollen. Vgl. Gfrörer, Kirchengesch. II. 2. 572. — Als ein durchaus missrathenes Sinnbild göttlicher Omnipotenz ist die dreiköpfige Dreieinigkeit zu betrachten, die den Zodiacus hält auf einem Bild aus dem 16ten Jahrhundert. Didron, icon. 580.


St. Thomas,

der Apostel, scheint etwas Peripherisches, ein Grenzverhältniss, eine Fernwirkung bis zum zweifelhaften Zwielicht im Verhältniss zum christlichen Centrum auszudrücken. Er unter allen Aposteln allein ist der Schwergläubige, der immer noch zweifelt. So will er nicht an des Lazarus Erweckung glauben. Auch nicht an die Auferstehung des Herrn, in dessen Wunde er erst die Finger legen muss, um sich zu überzeugen. Nach der Legende zweifelte er auch an der Himmelfahrt Mariä, bis sie ihm aus der Höhe ihren Gürtel herunterwarf. Didron, man. p. 287. Wie unter den Planeten Saturn am weitesten von der Sonne entfernt ist, so sieht Thomas die geistige Sonne nur wie blinzelnd aus der Ferne. Darum beherrscht er auch im christlichen Kalender wie Saturn die Wintermitte. Der 21. Dezember, der kürzeste Tag im ganzen Jahre, ist der Thomastag. Man hat dieses kurze Tageslicht auf die Kleingläubigkeit des Apostels und auf den Spruch Christi bezogen: „Selig, die da glauben und nicht sehen.“ Strauss, Kirchenjahr S. 98. Man muss indess die Zeitferne, den Jahresschluss in Verbindung bringen mit der Raumferne, den räumlichen Grenzen der christlichen Welt. Thomas ist vorzugsweise Bekehrer der entlegensten Heidenländer, des östlichen wie des westlichen Indiens. Die Legende lässt ihn unter allen Aposteln in die weitesten Fernen wandern.

In der apokryphischen Apostelgeschichte des Abdias

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_483.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2023)