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heisst es: als die Apostel in alle Welt ausgingen, die Heiden zu bekehren, sey Thomas nach Indien gewandert. Daselbst fand er einen König, der ihn zwang, seine Tochter und ihren Bräutigam einzusegnen, obgleich sie Heiden und nicht Christen waren. Thomas flehte den Segen des Heilands auf sie herab und siehe, als die Brautleute in ihre Kammer gingen, sass Christus auf ihrem Bette und sagte, wenn der über sie ergossene Segen in Erfüllung gehen solle, so müssten sie keusch leben und alles Zeitliche hinter sich lassen. So thaten sie auch. Der König gab dem Apostel Geld, einen herrlichen Pallast zu bauen, aber er gab das Geld den Armen und sagte, dadurch werde ihm der schönste Pallast im Himmel erbaut. In Persien bekehrte er die edle Frau Mygdonia, was man ihm aber sehr übel nahm, und nachdem er die goldne Bildsäule des Sonnengottes auf ihrem von zwei Rossen gezogenen Wagen durch blosses Gebet zerschmolzen hatte, wurde er von den Kriegern umringt und mit Lanzen erstochen, 21. Dezember. An seinem Grabe soll sich eine Lampe befinden, die ohne Oel brennt und von keinem Sturm gelöscht werden kann. Paullini, Luststunden S. 329. Als die Portugiesen nach Indien kamen, fanden sie sogenannte Thomaschristen vor, die vom Apostel bekehrt worden seyn sollen, ohne seitdem je mit andern Christen in Verbindung zu kommen. Vom Abendlande selbst aus meldet zuerst Gregor von Nazianz orat. 25, dass Thomas wirklich nach Indien gekommen sey. Vgl. darüber Ritter, Erdkunde V. 601 ff. In Ribadineiras Legendensammlung heisst es, der Apostel habe einmal in Indien beim König Sagamus einen ungeheuern Holzblock, den Niemand von der Stelle bringen konnte, mit seinem Gürtel leicht weggezogen. Darauf habe er ein Kreuz aufgerichtet und gesagt, wenn das Meer bis dahin steigen werde, würden Männer aus dem Westen kommen und das von ihm begonnene Werk der Christianisirung weiter führen. Als nun die Portugiesen das erstemal in’s Land gekommen, sey das Meer wirklich so hoch gestiegen. Vgl. Baldäus, Beschreibung von Malabar S. 125. und Mandelslo, Reise

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_484.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2023)