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Auf einem berühmten Stich von Albrecht Dürer reitet ein biderber deutscher Ritter ernst und festen Sinnes durch eine Waldwüste, begleitet von zwei scheusslichen Gestalten, deren eine den Tod, die andere den Teufel bedeutet, die stumm, aber tückisch lauernd hinter ihm reiten, auf die er jedoch nicht achtet. Heller, A. Dürer II. 2. 502. Auf einem Bilde des Weltgerichts von Christophson tritt der Erzengel Michael mit einem Fuss auf den Tod, mit dem andern auf den Teufel. Kunstblatt 1843. S. 231.

Wie die Schlange Symbol des Teufels, so ist der Apfel Symbol des Todes, weil Adam und Eva im Apfel den Tod assen. Furtmayr malte 1481 in einem Missale für den Erzbischof von Salzburg den Baum des Lebens und Todes in einem Baum, der links die Aepfel des Todes, rechts aber Hostien trägt. Links steht Eva und lässt sich von der Schlange die Aepfel reichen, um sie vielen knieenden Menschen auszutheilen; rechts steht Maria und pflückt die Hostien gleichfalls für eine knieende Menge. Links sieht man mehr Männer, rechts mehr Frauen und besonders Nonnen. Dursch, Aesthetik der christl. bildenden Kunst S. 486.

Da sich im christlichen Glauben der Tod nur auf den irdischen, verweslichen Leib bezieht, und nicht einmal den unverweslichen Leib, geschweige die Seele berührt, so konnte er auch schicklicherweise durch den verwesten Leichnam selbst oder durch das Gerippe personificirt werden. Das Schreckliche, das in diesem Anblick liegt, widerspricht der christlichen Vorstellung nicht, denn diese erkennt allerdings die Schrecken des Todes an. Wir können daher die Ansicht v. Wessenbergs, christl. Bilder II. 571, nicht theilen, der das Gerippe aus der christlichen Bildnerei verbannt und einen antiken, schlafähnlichen Genius dafür eingeführt sehen will. Das liegt ganz in der falschen, sentimental modernen und mit dem heidnischen Classicismus kokettirenden Grundanschauung jenes Werkes. Das Gerippe ist überdies in uralt geheiligtem Gebrauch. Als solches wurde der Tod schon im 12ten Jahrhundert aufgefasst. Vgl. die Untersuchungen in Grimms d. Myth.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_497.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)