Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 515.jpg

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nahm geduldig die Schuld über sich und pflegte das Kind. Erst nach seinem Tode erkannte man sein wahres Geschlecht. Surius zum 5. Februar. Die Legende wurde in einem altdeutschen Gedicht behandelt. Hagen und Büsching, Grundriss S. 297. Auch niederdeutsch, herausg. von Bruns 1798. Genthe, Dichtungen des Mittelalters S. 301. — Ganz dasselbe berichtet die Legende von der heiligen Theodora, 11. September.


Verkündigung.

An die Verkündigung, wie sie unzähligemal auf Kirchenbildern gemalt ist, knüpft sich ausserordentlich viel Symbolik.

Maria selbst ist hier vorzugsweise die Magd des Herrn (ancilla domini), ihr Ausdruck daher die tiefste und frömmste Demuth bei der heitersten jungfräulichen Unschuld. Diesen Ausdruck haben die ältern Maler besser getroffen, als die neuern, die gern zu viel Selbstbewusstseyn in die Jungfrau legten oder sie zu sehr erstaunen und erschrecken, ja selbst in Ohnmacht sinken liessen. Die magdliche Demuth wird am besten ausgedrückt durch die über der Brust gekreuzten Hände, das alte morgenländische Zeichen unbedingter Hingebung. Im Abendlande kam auf den Bildern mehr die gewöhnliche Geberde des Gebetes auf. Maria kniet und erhebt die zusammengelegten Hände. Viele Maler gaben ihr auch ein Gebetbuch. Sie lässt gewöhnlich das Haar lang herabwallen, denn das war die Tracht der Jungfrauen. Ihr Kleid ist meist wie herkömmlich blau (Farbe des Himmels, an dem die neue Sonne aufgehen soll), oft aber auch weiss, um die reine Jungfrau als solche zu bezeichnen. So auf dem berühmten Genter Altar. Ein Bild zeigt sie im weissen Unterkleid mit dem Purpurmantel, wodurch sinnig die Königswürde bezeichnet wird, die ihre Unschuld umkleidet. Kunstblatt 1847, S. 22. Seltner ist ihr Kleid grün, die Hoffnung der Welt bezeichnend.

Nach dem apokryphischen Vorevangelium Jacobi, so wie im Evangelium von der Geburt der Maria und der Kindheit

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_515.jpg&oldid=- (Version vom 21.1.2023)