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und der wunderlich sich ausblattenden Helmdecke zu Grunde liegt. Das Viereck bildet in der Architektur immer den Uebergang vom Dreieck in den Kreis.


St. Vitus

ist Prototyp der frommen Jünglinge im ersten verführbaren Alter. Sohn eines rohen heidnischen Vaters, wurde er vom heiligen Modestus zum Christenthum bekehrt und widerstand seitdem jeder Versuchung und jeder Marter, durch die man ihn von dem neuen Glauben abwendig machen wollte. Sehr schön ist in seiner Legende der Contrast zwischen einem Tanz üppiger Mädchen, die ihn umringen und zu verführen suchen, und einem Besuch vieler Engel, die den Heiligen umgeben, indem sein Vater, in seine Thüre einstürmend, von dem Glanz erblindet. Dargestellt in alten Gemälden zu Mühlhausen am Neckar. Ein kleines Gefäss mit Flammen, die hin und wieder sogar für Blumen angesehen worden sind, ist Attribut des heiligen Vitus, weil er in einen Kessel mit brennendem Pech geworfen wurde. Vgl. Waagen, Kunst in Deutschland I. 180. Die Blume kann aber auch beabsichtigt seyn als Sinnbild der jungfräulichen Tugend.


Vögel,

Sinnbilder 1) der Güte Gottes. „Sie säen und erndten nicht, und Gott nährt sie doch.“ Matth. 6, 26. Vgl. d. Art. Sperling. 2) Der Seelen. Nach Analogie der flügeltragenden Engel und Teufel dachte man auch die Seelen der Verstorbenen geflügelt, d. h. als leiblose Schemen schwebend und von dem Gesetze der Schwere frei. In diesem Sinne wurden sie auch ganz einfach und naiv als Vögel gedacht. Ein Baum mit singenden Vögeln darauf ist in den altdeutschen Dichtungen häufig Sinnbild des Paradieses mit den Seligen. In deutschen Sagen und Märchen erscheint die Seele eines Verstorbenen oft als Vogel. Auch in der christlichen Legende

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 526. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_526.jpg&oldid=- (Version vom 29.3.2023)