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der Gekreuzigte allein kann richten über die Lebendigen und Todten. Darum ist Christus auf Bildern des Weltgerichts von einem Halbkreis von Engeln umgeben, welche die Passionswerkzeuge tragen. Der Blick des ewigen Richters ist streng und schrecklich für die Verdammten. In dem schönen Hymnus: Jucundantur et laetantur heisst es im 7ten Verse:

Tunc qui eum pupugerunt, cernent omnes impii
T'hrono igneo subnixum specie terribili
Mox occulla singulorum cunctis patent cordium.

Diesen alldurchdringenden schrecklichen Blick des Richters pflegen die alten Maler nur durch das aus dem linken Auge hervorstehende Schwert auszudrücken, wogegen sie aus dem rechten Auge eine Lilie hervorgehen lassen. Das Schwert ist den Verdammten, die Lilie den Seligen zugewendet. So auf dem berühmten Danziger Weltgericht, auf dem Bild hinter dem Altar des Ulmer Münsters, im Hospital zu Beaune. Das Schwert ist gewöhnlich glühendroth. Vgl. die Artikel Lilie und Schwert. Auf einem Bild zu Kentheim gehen dem Weltrichter zwei Schwerter aus dem Munde. Kunstbl. 1840, S. 402.

Christus thront auf dem Regenbogen. Vgl. diesen Artikel. Er hat gewöhnlich den purpurnen Königsmantel über dem blossen Leibe und segnet mit der rechten Hand die Seligen, während er mit der linken die Verdammten abweist. Seine Füsse stützt er auf die Weltkugel. Vgl. den Artikel Kugel. Am Portal der Lorenzkirche in Nürnberg stützt er die Füsse auf Sonne und Mond. Auf Bildern des Weltgerichts in der griechischen Kirche pflegt zu des Heilands Füssen ein Feuerstrom zu entspringen, der sich nach links zu den Verdammten wendet. Auch Giotto hat diesen Feuerstrom noch zu Padua gemalt. Kunstblatt 1832, Nr. 4. In dem weissen Gewölk, aus dem der Regenbogen hervorgeht, erblickt man die unschuldigen Kinder. Vgl. den Artikel Limbus. Unterhalb des Gewölkes aber die posaunenden Engel, welche die Todten erwecken,

In der Mitte unmittelbar unter dem Fusse des Heilands tritt auf den Bildern der abendländischen Kirche in der Regel

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_557.jpg&oldid=- (Version vom 3.4.2023)