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und leisten ihnen Dienste. St. Hugo zwang einen Wolf, ihm die Schafe zu hüten. St. Woldus im Kloster Altenburg zwang den Wolf, der den Klosterhund zerrissen hatte, fortan selber dessen Dienst zu verrichten. St. Wilhelm von monte vergine zwang einen, der seinen Esel zerrissen, statt dessen die Steine zum Klosterbau herbeizutragen, 25. Juni. St. Simprecht zwang einen, ein geliebtes Kind unverletzt zurückzubringen. St. Ronan und St. Bernhard von Tironio desgleichen ein Schaf, St. Vedastus eine Gans, St. Marcus der Einsiedler ein Widderfell. Auch St. Remaclus bediente sich eines Wolfes beim Klosterbau. Der h. Antonius führte einen Wolf zum h. Paulus in der Wüste. Dem h. Franciscus folgte ein zahmer Wolf, zwei der h. Radegundis. St. Torellus, ein Einsiedler von Poppio in Toskana, einer der rauhesten Heiligen, trug nur ein Fell mit Schweinsborsten, schlief auf Dornen unter einem Haselbusch, fastete, geisselte sich etc. Sein einziger Umgang war ein Wolf, den er gezähmt hatte. Er starb am 16. März 1282. — Auch kennt die Volkssage einsame Kapellen, in die ein Lamm vor dem Wolf geflüchtet und wohin auch der Wolf ihm nachgefolgt, von der Heiligkeit des Ortes ergriffen aber ruhig wie im Paradiese bei ihm liegen geblieben sey.


Wolke,

Sinnbild des für den Menschen verschleierten, geheimnissvollen Gottes. Die „Wolke im Heiligthum“ zeigte die Nähe Gottes an, 2. B. Mos. 33, 9. Vgl. den Artikel Weihrauch. Daher ist auch auf alten Miniaturen eine aus Wolken hervorgereckte Hand das häufigste Sinnbild der göttlichen Allmacht. Die Wolken am Himmel sind die natürlichste Verschleierung des unsichtbaren Himmels. Daher sie von den Malern der Himmelfahrt, des Weltgerichts etc. in der Regel als Grenze zwischen Himmel und Erde aufgenommen werden. Doch unterscheidet sich der christliche Himmel in der Malerei von dem antiken Olymp stets dadurch, dass seine heiligen Gestalten frei in den Wolken schweben und nicht nur von Wolken umgeben

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_564.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)