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auf einem Berggipfel ruhen. — Sofern die Wolke fruchtbaren Regen ausgiesst, wurde sie Sinnbild der guten Lehren, wie der guten Werke. Episcopi nubes sunt, qui et verbis praedicationis pluunt, sagt Gregor der Grosse (IV. epist. 38). Viele ähnliche Stellen aus Augustinus sind gesammelt bei Kreuser, Kirchenbau II. 37. Die himmlische Sonne (Maria) zieht den irdischen Sinn als Wolke zum Himmel empor und macht ihn fruchtbar mit dem Regen der guten Werke. Conrad von Megenberg, Buch der Natur 1482, Fol. 23. — Das Gewölk, auf welchem Christus thront, ist von den Künstlern zuweilen flammenartig gezackt worden. Vgl. Passavant, Kunst in Spanien S. 73.


Wüste,

Gegenbild des paradiesischen Gartens, daher Vorbild der Hölle und Sinnbild der gottverlassenen Menschheit. Auch mitten in den grössten Städten und unter zahllosen Menschen gibt es Geisteswüsten. So ist nach Jesaias 40, 3. der „Prediger in der Wüste“ zu verstehen. — Wie Christus und Maria, wo sie immer wandeln, unter ihren Füssen Blumen sprossen machen und ein Paradies um sich verbreiten, so wird umgekehrt, wo der Teufel wandelt, Alles zur Wüste. Daher alle bösen Geister in die Wüste gebannt werden, die Wüste Aufenthalt vom Teufel ist. Wie Christus selbst, so wurden nach der Legende die Einsiedler in der Wüste vom Teufel versucht. In demselben Sinn ist die Wüste eine Probe des wahren Glaubens. Der Mensch wird in die Wüste dieser Welt gestossen, um seine Treue zu bewähren, auf dass er, dem Heiland nachfolgend, die Teufel verjage und die Engel kommen, ihm zu dienen, oder dass er wenigstens wie Hagar für ihr verschmachtendes Kind das Erbarmen des Engels erfahre.


Wundenmale.

Unter den fünf Wundenmalen des Heilands nimmt die breite Seitenwunde, durch den Lanzenstich erzeugt, die Mitte

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_565.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)