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Ysop,

ein kleines, unscheinbares Kraut, das an Mauern wächst, dem aber eine reinigende und heilende Kraft einwohnt, weshalb es von den Juden symbolisch zu Sprengwedeln im Tempel benutzt wurde. 2. Mos. 12, 22. 3. Mos. 14, 4. Auch brauchte man es bei Entsündigungen und Sühnen, Psalm 51, 9. Wegen seiner Bitterkeit reichte man es dem Heiland am Kreuz mit dem Schwamm (nach Andern waren es Myrrhen). Es dient nun nicht blos wegen seiner Bitterkeit zum Sinnbild des bittern Leidens und Sterbens, sondern auch wegen seiner Unscheinbarkeit zum Sinnbild der messianischen Demuth, sofern der Messias als Gott menschliche Natur annahm und sich den Leiden derselben unterzog. Weil aber der Ysop nach 1. Kön. 5, 13. aus den Mauern herauswächst und dieselben mit seinen Wurzeln allmählig zerstört, verglich man ihn mit dem Heiland, der nach und nach im harten Gestein des menschlichen Herzens Platz greift und dessen Wüste zum Garten Gottes macht. Hugo de S. Victore, de sacram. I. 7. Vincent. Bellov. spec. nat. X. 168.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_568.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)