Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 007.jpg

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würde er das vollkommene Eine Ebenbild Gottes geblieben seyn. Diese Einheit nun, das Verschmelzen aller gläubigen Christen gleichsam wieder zu Einer Person mit Christo, wird durch den Genuss des Leibes und Blutes im heiligen Abendmahle erzielt, wie vorher die Zertheilung aus dem verbotenen Genusse des Apfels hervorgegangen war. Vgl. Dorner, Person Christi S. 59. 79. Baur, Dreieinigkeit II. 324.

Natürlicherweise musste das Abendmahl das Hauptsakrament der Kirche werden, der Centralpunkt des Gottesdienstes. Auch in allen andern Sakramenten wird der zu Christo bekehrten Menschheit sein Geist und seine Kraft mitgetheilt, die innigste Vereinigung mit ihm geht der Mensch aber im Sakrament des Altars ein. Darin vornehmlich offenbart sich die ewige Gegenwart Christi, der uns nicht ein vergangener, historisch dagewesener, sondern ein unvergänglicher, noch gegenwärtiger, ewig lebendiger ist. Christus nimmt noch immer gegenwärtig in seine Gemeinschaft auf durch das Sakrament der Taufe; er vergibt noch immer den Reuigen im Sakramente der Busse; er theilt noch immer den Heranwachsenden seinen Geist mit im Sakramente der Confirmation; er weiht noch immer im Sakramente der Ehe den Bund zwischen Menschen ein, damit sie nicht wie die Thiere leben, sondern sich als in der Gemeinschaft Christi ansehen und dem Himmel neue Bürger erziehen; er tröstet die Sterbenden im Sakramente der letzten Oelung: er setzt im Sakramente der Priesterweihe sich selber die Organe ein, durch die seine nie ermüdende Thätigkeit wirkt. Dies ist nach katholischer Lehre die Harmonie der Sakramente, die siebenfache Ausstrahlung der Einen wirkenden Kraft. Möhler, Symb. 2te Aufl. 273.

Wie das Abendmahl das Hauptsakrament der Kirche war, dessen Geniessung das ewige Leben verhiess, und zugleich dem Einzelnen das volle Bürgerrecht in der christlichen Gemeinde sicherte, so war auch der Ausschluss davon, excommunicatio, die Hauptstrafe, welche die Gemeinde oder ihre Vorsteher über unwürdige Glieder verhängen konnten. Am höchsten aber war der unwürdige Genuss dieses heiligsten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)