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steinigen Boden oder verfluchten Acker, der ihn nicht aufnimmt. 4) der Wiedergeburt. In diesem Sinne heissen die Kirchhöfe Gottesäcker. Die Todten harren unter der Erde ihrer Auferstehung, wie die Saat. 1 Korinth. 15, 42.

Nach zwei berühmten biblischen Gleichnissen fällt 1) der Same des Wortes Gottes theils auf guten, theils auf steinigen und unfruchtbaren Boden, und säet 2) wie der Herr Weizen säet, der Teufel Unkraut. Matth. 13, 4. 25. Luk. 8, 11. Ein schönes Volkslied von Christo, als dem himmlischen Ackersmann, zum Trost des deutschen Bauersmanns im Paderborner Liederbuch Nr. 20.

Adam.

Der ersterschaffene Mensch erscheint in der Genesis als das Ebenbild Gottes, bestimmt zu ewigem Leben ohne Schmerz und Sorge. Auch die ihn umgebende paradiesische Natur war in tiefem Frieden, noch kein Thier feindete das andere an. Erst als Adam sündigte, verlor er das Paradies und fiel der Sorge, dem Schmerz, dem Tode anheim, sowie auch die Harmonie und der Friede in der äussern Natur aufhörten. Doch wurde ihm und seinen Nachkommen die Erlösung verheissen. Sie empfingen zuerst das Gesetz als Schranke und Regulator ihres freien Willens und endlich die Gnade durch die Niederkunft des Herrn. – Demgemäss hat die kirchliche Tradition und Lehre in Adam vor dem Falle den wahren natürlichen, mit sich selbst und der ihn umgebenden Natur in vollkommener Harmonie befindlichen Menschen erkannt, seinen Zustand nach dem Falle aber (der uns jetzt als der gewohnte und somit scheinbar natürliche erscheint) als einen Fall in die Unnatur bezeichnet.

Abweichend von der Kirche, stellten die jüdischen Kabbalist und christlichen Gnostiker den idealisirten Adam über die Schranken des Menschlichen hinaus, und machten ihn zum Träger pantheistischer Begriffe im sogenannten Adam-Kadmon, während umgekehrt Luther den Adam nach dem Falle zu tief herabwürdigte, ihn zu einem durch und durch verdorbenen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)