Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 024.jpg

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in dieser Zeugung des Teufels, durch welche die in den gefallenen Engeln zerstreuten Lichtkeime alle in ein neues Wesen hinübergeführt wurden, ein Mittel, eben diese Keime der Dämonenwelt zu entziehen und zum verwandten Lichte des Himmels zurückzuführen. Er wollte also nicht dulden, dass diese Keime künftig im Menschen wie in einem Kerker verschlossen würden, sondern ihnen einen Weg zum Himmel offen halten. Darum nahm er selbst auf magische Weise Theil an der Zeugung Adams und fügte, dass die Nebrod im Momente der Empfängniss in die Sonne sehen und in derselben das reine Urbild der menschlichen Gattung, die strahlende Schönheit Jesu Christi erblicken musste. Sein Abbild ging nun in ihr Kind über und Adam trug, obgleich von teuflischem Samen erzeugt, die Signatur des Gottmenschen, und das menschliche Geschlecht wurde dadurch fähig, sich über die teuflische Welt zu erheben und die in ihm aus der Hölle geretteten Lichtkeime zum Himmel zurückzuführen. Dies kann der Mensch aber nur, lehrte Mani, wenn er aller Sinnlichkeit gänzlich entsagt, daher auch die Fortpflanzung hemmt und das ganze in Sünde erzeugte Geschlecht möglichst bald aussterben macht.

Eine andere christliche Sekte, die der Gnostiker, die sich wieder in mehrere Sekten theilte, versenkte sich in nicht minder staunenswürdige Phantasien.

Die Valentinianer lehrten: Gott schuf dreissig Aeonen oder Urgeister, je einen männlichen und einen Weiblichen. Aber nur der erste männliche Aeon, Nus, hatte volle Einsicht in die ewigen Dinge. Darüber wurde der letzte weibliche Aeon, Sophia, neidig, trennte sich von den andern, suchte in der Finsterniss ausserhalb des Himmels unruhig umher und gebar die Achamoth, welches eben der in ihr wohnende Geist der Unruhe und Finsterniss selbst war. Dieses dunkle Wesen trachtete nach dem Lichte und Gott schuf ein neues vollkommen reines Lichtwesen, Christus, der sich der Aechamoth erbarmte und mit ihr den Demiurg, den Schöpfer der irdischen Natur, erzeugte. Dieser schuf in seiner neuen Welt auch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)