Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 030.jpg

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Menschen verlieren soll, und bittet den Maler, ihr ein Bild des Menschen zu malen, mit dem sie sich in ihrer Einsamkeit trösten könne. Da kommt Gott als Maler und mit Christum am Kreuz und versetzt sich selber in dieses Bild, und besiegt vom Kreuz aus den Teufel, dass er niedergeschmettert daliegt, während der Mensch erlöst wird. Derselbe schöne Gedanke erscheint wieder anders gewendet in desselben Dichters Auto: „La vida es suenno“ (das Leben ist ein Traum), aber nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Drama desselben Dichters. Satan und der Schatten (Symbol der Sünde) verschwören sich gegen den ersten Menschen, verlocken ihn, die verbotene Frucht zu essen, und wollen ihn dann im Schlaf ermorden. Aber die ewige Weisheit rettet ihn, indem sie selbst seine Gestalt annimmt. Satan und Schatten binden nun die Schlafende und schlagen sie an’s Kreuz, wo sie verscheidet. Aber im Augenblicke ihres Todes bebt die Erde, Satan und Schatten sinken todt zu den Füssen des Kreuzes hin. Der Mensch erwacht, und die Weisheit, wiederauflebend, löst sich vom Kreuze, und enthüllt dem Menschen die Gnadenmittel der Zukunft.

Eine sonderbare Darstellung zeigt sich auf einem altchristlichen Sarkophage der Paulskirche in Rom. Hier steht eine langbekleidete weibliche Gestalt mit Aehren in der Rechten und einem Böckchen in der Linken zwischen Adam und Eva. Auf drei andern Sarkophagen zu St. Sebastian in Rom ist es eine männliche Gestalt. Man hat die Aehren auf den Ackerbau, das Böckchen auf das Spinnen bezogen, zu welchen Geschäften unser erstes Elternpaar verurtheilt worden sey. Piper I. 353. Vgl. Didron, ic. 100. Doch scheint mir eine mystische Beziehung auf das Abendmahl (Brodt des Lebens und Blut des Lammes) darin zu liegen.

Alt ist die freilich nur im apokryphischen Evangelium Nicodemi beglaubigte Vorstellung von der Erlösung Adams und Eva’s und aller alten Patriarchen durch Christus aus der Vorhölle, worin sie bis zu seiner Erscheinung auf Erden hatten warten müssen. Aber die Kirche und namentlich die

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)