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besonders die mit Edelsteinen geschmückte Bischofsmütze. Ferner die dem Altare angehängten Votivbilder.

Dem Begriffe des Thrones entsprechen auch die Altarstufen, auf denen man dem Herrn naht. Hugo de St. Victor verglich sie mit den Tugenden, durch deren Uebung man sich Gott nähere.

Je nach Trauer- und Freudenzeiten werden die Altäre schwarz oder roth bekleidet, während die gemeine Farbe des Altartuchs die weisse ist. In der Buss- und Fastenzeit werden die Altäre zugedeckt, in der Freudenzeit der hohen Feste prangen sie in Purpur, um den Triumph des Himmelskönigs zu bezeichnen. Vollkommen entkleidet, zum Zeichen der tiefsten Trauer, wird der Altar am Gründonnerstagsabend, vorbereitend den Charfreitag. Ebenso werden in der Charwoche die Altarlichter nacheinander ausgelöscht. Im Gegensatze gegen diese tiefe Trauer werden aber an Ostern auch neben dem übrigen Glanze und Schmuck des Altars auf demselben noch Fahnen entfaltet, zur Erinnerung der Siegesfahne, die Christus bei seiner Auferstehung trug (Augusti, Denkwürdigkeiten II. 11.). Wo mehrere Altarflügel vorhanden waren, wurden bald diese, bald jene Bilder derselben hervorgekehrt, die heiteren bei frohen, die traurigen bei Trauerfesten. Kunstblatt 1831. Nr. 47. Alte kirchliche Regel war aber, man solle nie einen Altar entblössen, um den andern zu bedecken.

In Bezug auf die äussere Umgebung des Altars gilt vor Allem, dass er orientirt seyn muss, d. h. er muss am Ostende der Kirche stehen, weil alles Licht von Morgen kommt. Das Chor oder Ostende der ältesten christlichen oder byzantinischen Kirche schloss in einem reinen Halbzirkel ab, der eine Nische bildend den Altar einschloss. Die spätere mittelalterliche oder deutsche, sogenannte gothische Baukunst bildete den Chor dreiseitig und lehnte den Altar an die mittlere oder Endseite. Aus drei Seiten wurden, wie die Kirchen sich erweiterten oder die Baukunst zu luxuriren anfing, auch mehr Seiten, z. B. sieben Seiten eines Zehnecks.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_050.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)