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seyn soll. Oupnekhart I. 121. Görres, asiat. Mythengeschichte I. 91.


Amethyst.

Wie der poetische Sinn des frommen Mittelalters nicht leicht etwas Schönes in der Natur beachtete, ohne es auf Unsere Liebe Frau zu beziehen, so wurde auch der prächtige Amethyst in einem eigenen Gedichte von Conrad von Megenberg als Lapis praegnans auf sie bezogen; das Gedicht ist aber verloren. Mone, Anzeiger VIII. 283. Im Titurel III. 23. heisst es, die Violfarbe dieses Steins heile vom Siechthum. Im altdeutschen Museum II. 71. wird ein alter Aberglaube erwähnt, wonach der Stein von Frauen am Ringe getragen wurde, weil ihm die Gabe innewohnen sollte, ihnen der Männer Liebe zu erhalten. Man bezog der Farbe wegen wohl Manches auf den Stein, was ursprünglich vom Veilchen galt. – Der heilige Isidorus verglich den Amethyst mit der heiligen Dreieinigkeit, weil er dreierlei Farben in sich vereine, die des Purpurs (Gott der Vater als König und Herr der Welt), des Veilchens (Gott der Sohn in seiner demüthigen Herablassung zum Menschen) und der Rose (der heilige Geist als der Geist der Liebe). Picinelli, mundus symb. p. 684.


Amor.

Die ersten Christen in Rom benützten häufig altbekannte heidnische Gestalten, um sie auf eine durchaus unschuldige und naive Art in einem neuen und rein christlichen Sinne zu brauchen. So auch den kleinen Liebesgott. Altchristliche Bildwerke, auf denen er sich findet, s. bei d‘ Agincourt, sculpt. tab. IX. fig. 1. 2. 5. Erst später sah man das Unziemliche solcher christlicher Nutzanwendungen heidnischer Bilder ein. Daher auf einem Bilde der altgriechischen Kirche Amor als Jüngling mit verbundenen Augen mit dem Pfeile gegen einen Mönch zielt und auf einem Drachen stehend durch die Beischrift ausdrücklich als leidenschaftliche Gier,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)