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Sammlung, so wie in einem altfranzösischen bei Jobinal II. Der Kampf des Heilands mit Tod und Teufel in der Unterwelt unmittelbar vor seiner Auferstehung ist auch in einem merkwürdigen alten Kupferstich ausgedrückt, auf welchem er aus Gerippen und Ungeheuern emporsteigt. Rathgeber, Gothaer Mus. 172.

Zur Symbolik der Auferstehung des Heilands gehört die Siegesfahne. Gewöhnlich trägt er auf Bildern, indem er aus dem aufgebrochenen Grabe herausschwebt, die Siegesfahne in der Hand. Ferner das Anzünden der Lichter in den vorher dunklen Kirchen und deren plötzliche Erhellung; der Blumenschmuck der in den Kirchen der Feier wegen angebrachten heiligen Gräber, das Osterei als Sinnbild des Grabes (s. den Artikel Ei), endlich verschiedene Weihen, die gerade am Ostermorgen vorgenommen wurden, weil man die Kraft der Erneuerung und Wiedergeburt gleichsam vom heiligen Grabe und von der Stunde der Auferstehung ausströmen lassen wollte auf Alles, dessen Erneuerung den Menschen von Werth ist.

Man ist nicht befugt, hierin etwas spezifisch Heidnisches zu sehen. Allerdings wurden auch schon in heidnischer Zeit im Frühlingsäquinoctium Wasser, Licht, Felder etc. geweiht im Namen der in der neuerstarkten Sonne wohnenden Gottheit, und feierte man überhaupt ein grosses Frühlings- oder Auferstehungsfest der Saaten. Was war natürlicher, als dass man die christliche Osterfeier an jene ältere heidnische anschloss, aber nur im Namen des Einen Gottes und nicht mehr in Bezug auf die grüne Saat des Feldes, sondern auf die Saat der Seelen, die da auferstehen sollen zum ewigen Leben?

Didron macht in seinem manuel p. 200. darauf aufmerksam, dass auf Bildern der Auferstehung Christi bis zum 13ten Jahrhundert die Wächter stets fest schlafend, von jenem Jahrhundert ab dagegen im Erwachen begriffen dargestellt werden, worin er einen Beweis erkennt, dass früher der Glaube unbedingter und naiver war, und dass sich in den seit dem 13ten Jahrhundert geöffneten Augen der römischen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)